heute in hamburg: „Wir bezahlen dafür, dass Tiere leiden“
Barbecue-Festival: „Wenn Sie keinen Hund essen würden, warum dann ein Schwein?“, 12.30 Uhr, Große Elbstraße 9
Interview Katharina Gebauer
taz: Herr Vogt, warum wollen Sie heute einen Hund grillen?
Jens Vogt: Der Hund ist ein Tier, das in unserer Gesellschaft als liebendes Haustier empfunden wird. Andere Tiere wie Schweine, Kühe und Hühner, stellvertretend für unsere sogenannten Nutztiere, legen wir aber auf den Grill. Deshalb werden wir eine Hunde-Attrappe symbolisch grillen, um den Menschen ihren Speziesismus vor Augen zu führen.
Was ist das, Speziesismus?
Speziesismus ist eine Einstellung, in der Tiere ihrer Wertigkeit nach eingeordnet werden. Wir teilen einige Tiere in essbar und andere in nicht essbar ein. Aber alle Tiere wollen in Freiheit leben und sie alle fühlen Schmerzen, da unterscheidet sich das Schwein vom Hund nicht. Mit unserem Konsum tierischer Produkte bezahlen wir jedoch dafür, dass einigen Tieren Leid zugefügt wird.
Sind Bio-Produkte denn nicht leidfrei?
Alle Tiere, deren Produkte wir konsumieren, werden aus einem einzigen Grund gezüchtet: Profit. Auch die Tiere, die in der Bio-Haltung leben, dürfen dies nur geringfügig länger. Selbst wenn die Tiere ein noch so schönes Leben hatten, endet es immer im Schlachthof.
Aber Fleisch schmeckt so gut.
Heutzutage gibt es für jedes Produkt eine pflanzliche Alternative, ob Schnitzel, Steaks oder Nuggets. Der Geschmack kann nicht als plausibler Grund dafür herhalten, dass ein Lebewesen ausgebeutet, ihm Leid zugefügt und getötet wird.
Jens Vogt, 33, ist seit November 2018 Aktionskoordinator bei Peta Deutschland in Stuttgart.
Woran liegt es, dass noch immer weggeschaut wird?
Es gab gewiss eine Zeit, in der es notwendig war, tierische Produkte zu konsumieren, um zu überleben. Heutzutage allerdings stehen uns nahezu alle Nahrungsmittel zu Verfügung. Es gibt also keine Rechtfertigung mehr, die Tierindustrie zu unterstützen, die auf Umweltschutz- und Tierschutzverstöße aufgebaut ist. Wenn jeder im vollen Umfang wissen würde, was dort hinter verschlossenen Türen passiert, könnte das niemand gutheißen. Uns tut es selbst weh, wenn wir Tiere leiden sehen.
Was ist zu tun, damit kein Tier mehr leiden muss?
Wir setzen wir uns für eine rein pflanzliche Lebensweise ein, damit kein Tier mehr unnötig leiden muss. Wenn wir uns ausgewogen ernähren können, ohne bewusst Tierleid zu verursachen, dann ist es unsere moralische Pflicht, dieses Leid zu vermeiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen