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taz🐾sachenFrüher Protest, große Wirkung

Zuerst Katastrophenmeldung, dann Kampfesstimmung, schließlich ein großer Sieg auf ganzer Linie: Auch in der direkten Nachbarschaft der taz, in einem brutalistischen Betonblock aus den 70er-Jahren, ging kürzlich das Gespenst der Gentrifizierung um – und konnte erfolgreich gebannt werden.

517 Wohnungen in zwei Gebäuden in der südlichen Friedrichstraße in Kreuzberg standen zum Verkauf: In einem der ärmsten Kieze Kreuzbergs, wo es beispielsweise mehr Kinderarmut gibt als überall sonst in Berlin. Es hieß, ein privater Investor solle die Wohnungen bekommen, viele davon mit Sozialbindung. Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt, der in Berlin schon seit Längerem als Robin Hood der Mieter gehandelt wird, hatte der taz berichtet, die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag habe von den derzeitigen Besitzern, einem Eigentümerfonds, eine Abfuhr erhalten. Er drohte dem Fonds mit „Vorkauf zum limitierten Preis“ und „langem Rechtsstreit“. Die Mieter, so Schmidt, hatten Mitarbeiter der berüchtigten Deutschen Wohnen im Haus gesichtet.

Doch schon kurz nach einer Kundgebung, bei der etwa 100 Teilnehmer, darunter auch viele ältere Mieter, lautstark gegen den Ausverkauf demonstrierten, drehte sich das Blatt: Plötzlich war die Gewobag wieder Verhandlungspartner. Und letzte Woche schließlich: Die Gewobag bekommt tatsächlich den Zuschlag. Die Mieter dürfen aufatmen. Und nicht nur Bundestagsabgeordnete Canan Bayram (Grüne) ist der Meinung: „Früher Protest verjagt Spekulanten.“

Susanne Messmer

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