: „8ung!“
Entlang der U 8, einmal durch Kreuzberg, soll ein Kunstnetz entstehen, das soziale und politische Initiativen aus Kreuzberg und Neukölln featuret
■ Das Kunstfestival beginnt am 26. September und läuft dann 8 Tage entlang der U-Bahn-Linie U 8 – von der Heinrich-Heine-Straße bis zum Hermannplatz.
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Christin Franke und Lisa Ulate Jimenez verwenden Kunst auf ungewöhnliche Weise. Die Aktivistinnen möchten die Kraft des Mediums einsetzen, um darauf aufmerksam zu machen, wie viele Menschen sich täglich dafür engagieren, das Leben in Berlin für alle lebenswerter zu gestalten. „Über Kunst kann man so viele Menschen erreichen“, erläutern Franke und Ulate Jimenez ihren Ansatz. Die Designerin und die Politikwissenschaftlerin empfinden den Weg, über ein Kunstwerk für soziale und politische Arbeit zu werben, direkter und eindringlicher als über Flugblatt und Infostand.
Und so geht es bei ihrem Projekt „8ung!“ darum, über Kunst Aufmerksamkeit für soziale Arbeit zu erzeugen und zudem Grenzen aufzulockern. Geplant haben sie dafür folgendes: Ab dem 26. September wollen Christin Franke und Lisa Ulate Jimenez im Umfeld des Streckennetzes der U-Bahn-Linie U 8 acht Tage lang Kunstwerke acht verschiedener KünstlerInnen ausstellen, ihr Info-Magazin verbreiten und verschiedene Veranstaltungen und Performances durchführen. Alles mit dem Hintergrund, soziale Initiativen aus Kreuzberg und Neukölln zu featuren. Insgesamt werden acht Gruppen aus Kreuzberg vorgestellt, acht KünstlerInnen werden ihre Bilder ausstellen und acht Veranstaltungen stattfinden.
Die Idee für ihr soziales Kulturfestival kam den beiden Freundinnen letztes Jahr im November. Kerngedanke war es, auf der einen Seite Kunst auszustellen und soziale Projekte vorzustellen, auf der anderen Seite wollten die beiden die U-Bahn als öffentlichen Raum in den Fokus rücken. Für die U 8 entschieden sich die Freundinnen, weil sie von Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsgruppen genutzt werde. Der soziale Querschnitt habe die U 8 so attraktiv gemacht für das Projekt, mit dem Franke und Ulate Jimenez möglichst viele Menschen erreichen wollen. „Die U 8 ist eine der interessantesten U-Bahn-Linien der Stadt. Wir nutzen sie selbst viel“, sagt Ulate Jimenez.
Genau soll das Festival dann so ablaufen: Gewerbetreibende in und an den U-Bahnhöfen zwischen Heinrich-Heine-Straße und Hermannstraße stellen Teile ihrer Läden zur Verfügung, zudem sollen Flächen rund um die U-Bahn-Stationen als Ausstellungsorte genutzt werden. Die Kunstwerke sollen dabei nicht unmittelbar zu erkennen sein, sondern werden etwas versteckt installiert. Darüber hinaus werden in Galerien, Kneipen und auf dem Tempelhofer Flugfeld verschiedenste Aktionen wie eine Tape Art-Kinderkunstaktion sowie ein Buch- und Sachspenden-Tag stattfinden. Ausführlichere Informationen zu den einzelnen Ausstellungsorten, zu den Aktionen und zu den Initiativen erhalten Interessierte und PassantInnen mithilfe eines Magazins, das an acht Orten in und um das Streckennetz ausliegen soll.
Die geförderten Vereine sind vielseitig. Mit dabei sind unter anderem der Verein „Amaro Drom“, der in Berlin lebenden Sinti und Roma hilft, der Kindergarten „Ritterburg“, der HIV-infizierte Kinder betreut, die Flüchtlingshilfe „Medibüro“, die Theater- und Kunstwerkstatt „Thikwa“, die für Menschen mit und ohne Behinderung offen ist, und der Verein „Freiabonnements für Gefangene“, der Menschen in Haft mit Informationen versorgt. Alle Vereine entsenden BotschafterInnen zur Eröffnungsveranstaltung am 26. September im Café Kotti. Bei der Wahl der acht Projekte, die durch das Festival gefördert werden sollen, spielten die persönlichen Vorlieben der beiden Organisatorinnen ein Rolle. „Wir schätzen die Arbeit dieser Projekte sehr“, sagt Christin Franke. Alle Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie Menschen integrieren und unterstützen. „Ihre Arbeit mache Mut.“
Die KünstlerInnen, die an dem Festival teilnehmen, sind mit dem Thema Grenzen in Berührung gekommen oder haben sich mit ihm beschäftigt, so zum Beispiel die Künstlerin Juwelia Soraya oder der Fotograf Andreas Neumann. Doch nicht nur auf artistische Weise wird sich dem Thema genähert, sondern auch durch die Wahl der Orte. So gestaltet etwa die Künstlerin Delaine Le Bas aus London das Bühnenbild für eine Mädchen-Theatergruppe in der Eckkneipe „Zum Umsteiger“. Den eher männlich dominierten Ort „Eckkneipe“ von weiblichen Künstlerinnen einen Tag in Besitz nehmen zu lassen und somit aufzubrechen, darum gehe es bei dieser Aktion. „Wir wollen Menschen zusammenbringen, die sich sonst im Alltag auf diese Art nicht begegnen würden und Grenzen verwischen“, sagt Ulate Jimenez.
Wer das Festival unterstützen möchte, kann dies auf verschiedene Weise tun. Zum einen freuen sich die Organisatorinnen über Sachspenden. Zum anderen läuft eine Aktion auf der Online-Spenden-Plattform betterplace.org, um den Druck der Festival-Zeitung zu finanzieren. „Wir freuen uns über jede Hilfe“, sagt Christin Franke. Lukas Dubro
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