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Stabiles Wachstum

Vom Solarprojekt bis zum Bio-Bierlabel: Auch mit kleinen Summen bieten Crowdinvestments interessante Anlagemöglichkeiten. Einige Risiken gilt es zu beachten

Mit 500 Euro kann man in erneuerbare Energien einsteigen. Hat man sich erst mal registriert, ist die Investition in wenigen Klicks getätigt Foto: Helmut Meyer/Imagebroker/imago

Von Ansgar Warner

Die Crowd spendet nicht nur für gute Zwecke auf Nimmerwiedersehen, sie investiert mit klarem Renditeziel: Der Markt für Crowdinvestment befindet sich in Deutschland auf steilem Wachstumskurs. Schon im letzten Jahr wurde fast die 300-Millionen-Euro Marke geknackt, der Zuwachs gegenüber 2017 betrug satte 50 Prozent.

Teilweise ist diese Erfolgsgeschichte einfach ein Spiegel des Immobilienbooms – so wurden mit dem Geld der Crowd alleine 2018 mehr als 3.300 Wohneinheiten gebaut. Doch auch die Umwelt profitierte: nachhaltige Projekte ermöglichten nach Berechnungen der Branchenbeobachter von crowdfunding.de die Einsparung von mehr als 123.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen.

Viele der nachhaltig orientierten Plattformen erkennt man schon am Namen – sie heißen LeihDeinerUmweltGeld (LDUG), Greenvesting oder Klimaschwarm, wobei die Sektoren, in die investiert wird, neben dem Energiesektor auch den Start-up-Bereich und energieeffiziente Immobilien umfassen.

Auch ökologisch orientierte Banken wie etwa die GLS haben eigene Plattformen gestartet, in diesem Fall zum Beispiel „GLS Crowd“.

Doch ganz gleich, ob nun ein Solarprojekt, ein Bio-Bierlabel oder ein Nullenergie-Gebäude per Schwarmfinanzierung angeschoben werden soll – die Plattformen profitieren dabei von denselben Vorteilen wie alle anderen Crowdinvestment-Akteure auch: weil es sich meist um Projekte handelt, die weniger als 2,5 Millionen Euro Kapital erfordern, sind die behördlichen Regelungen der Finanzdienstleistungs-Aufsicht BaFin nicht ganz so streng – ein bis ins Detail geprüfter Vermögensanlage-Prospekt wird nicht verlangt.

Auch die Mindestsummen aus Anlegersicht sind in vielen Fällen erfreulich klein. Als ein gutes Beispiel kann die Plattform LeihDeinerUmweltGeld dienen – hier können sich Anleger bereits ab 100 Euro an Projekten beteiligen. Bei Wiwin, spezialisiert auf erneuerbare Energien, ist man ab 500 Euro dabei. Hat man sich erst mal registriert, ist die Investition in wenigen Klicks getätigt. Dann heißt es Warten und Daumen drücken. Denn nur wenn die Gesamtsumme bis zum Zieldatum auch zusammenkommt, wird das Projekt realisiert. Fällt tatsächlich der Startschuss, heißt es wieder geduldig sein. Denn auch für die Durchführung – etwa den Bau eines Windparks oder einer Biogasanlage – gibt es einen Zeitrahmen, der bei unvorhergesehenen Problemen auch flexibel sein kann. Meist vergehen Jahre, bis man die versprochene Rendite erhält. Man kann aber auch Pech haben, gerade wenn es um Start-up-Projekte geht, ist das Risiko für einen Totalausfall hoch.

Mit dem Geld der Crowd wurden 2018 mehr als 3.300 Wohneinheiten gebaut

„Nachhaltig“ heißt eben nicht automatisch: risikofrei. In der Regel handelt es sich auch bei ökologisch orientierten Crowd­investments um sogenannte Nachrangdarlehen, das heißt: bei einer Projektpleite genießen die anderen Gläubiger, in der Regel Banken, Vorrang bei der Verteilung der Konkursmasse. Ohnehin bleiben klassische Finanzdienstleister die wichtigste Geldquelle, mit Crowdinvestments wird normalerweise nur ein Teil der für einen Bankkredit erforderten Eigenanteile finanziert – was für sie geldwerte Vorteile bringt: denn Crowds der Amateur-Investoren geben sich mit niedrigeren Zinsen zufrieden als institutionelle Anleger.

Risikokapital bleibt das eingesetzte Geld aber auf jeden Fall: Wie bei anderen Investmentformen auch sollte man deswegen bei Crowdinvestments grundsätzlich mehrere Eisen im Feuer haben, sprich: in verschiedene Projekte Geld stecken. Das Portfolio sollte sicherheitshalber Produkte verschiedener Plattformen enthalten. Ein Portion gesundes Misstrauen gegenüber den Werbeversprechen der oft sehr euphorisch auftretenden Crowdfunding-Branche hilft auch. Oft werden von den großen Plattformen Renditen von sieben oder acht Prozent versprochen und mit den deutlich niedrigeren Zinsen von Festgeld oder Sparkonto verglichen – was aber letztlich keinen Sinn macht. Denn das Sparbuch mag zwar beinahe null Prozent Zinsen bieten, dafür liegt aber auch das Risiko bei null Prozent. Es gibt aber auch Projekte, die ein vergleichsweise geringes Risiko aufweisen – etwa wenn die Betreiber eines bereits bestehenden Solar- oder Windparks über Crowdinvestments nach zusätzlichem Kapital suchen – dann werden die Anleger an den Erträgen aus der Einspeisevergütung beteiligt.

Zudem sollte man die positive „Filterfunktion“ der Plattformen nicht überschätzen: Die Macher geben zwar an, die einzelnen Projekte genau zu prüfen, bevor sie an den Start gehen dürfen – letztlich bleibt die Plattform aber nur der Vermittler mit sehr beschränkter Haftung, ob das Projekt am Ende scheitert oder nicht, entscheidet alleine der Unternehmer. Das idealistische Motiv, sein Erspartes in den globalen Klimaschutz oder die nachhaltige Entwicklung der eigenen Region zu stecken, sollte deswegen nicht von realen Risiken ablenken.

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