Kommentar Benno Schirrmeister über Spielplanstatistik: Für Frauen nur die kleine Bühne
Nicht dass am Ende jemand denkt, im Bremer Theater würden Werke von Frauen kategorisch vermieden: Am Freitag wurde der neue Spielplan vorgestellt, 30 Premieren, und darunter gibt’s eine Dramatisierung des Romans „Schäfchen im Trockenen“, von Anke Stelling. Auch wird es im Kindertheater – klar, Frauen, Kinder, Sie wissen schon – ein Stück von Salome Schneebeli geben, und für Jugendliche eine Arbeit von Nathalie Forstman und Christiane Renziehausen. Wer also will sich da beklagen? Drei mal ist doch Bremer Recht.
Okay, all diese vielen Stücke von Autorinnen feiern im Brauhauskeller Premiere, und das ist streng genommen die kleinstmögliche Spielstätte. Aber klein ist doch fein! Und sind sie nicht seit jeher so, diese Frauen, dass sie lieber im stillen Kämmerlein häkeln und werkeln? Warum sollte das nicht auch für Dramatikerinnen gelten und Opernkomponistinnen? Denn ja, doch, die gibt’s! Aber sie zu spielen hieße ja, dieses Geheimwissen zu profanieren und das Publikum, statt mal wieder mit „Don Giovanni“ mit Unbekanntem zu konfrontieren und Verdrängtem. Da weiß keiner, wie es ausgeht, also besser: Finger weg!
Auf deutschen Bühnen werden laut der 2016 vom Kulturrat vorgelegten Studie „Frauen in Kultur und Medien“ zu 76 Prozent Werke von Männern aufgeführt. Drei Jahre später schafft das Theater Bremen den Anteil auf 90 Prozent zu steigern. Da das Problem bekannt ist, kann das nur Folge einer bewussten Entscheidung sein. Oder von aktiver Ignoranz.
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