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„Nicht nur milde belächelt“

LESUNG Vier Bücher zeigen, wie die 68er-Generation im literarischen Spiegel ihrer Kinder aussieht

Ingrid Löwer

■ 64, ist Gymansiallehrerin und hat 2010 über „Die 68er im Spiegel ihrer Kinder“ an der Uni Bremen promoviert.

taz: Sie waren 1968 gerade 20 – sind Sie denn selbst eine echte 68erin, Frau Löwer?

Ingrid Löwer: Ich war politisch engagiert, hab in Heidelberg studiert und auch an Aktionen teilgenommen, beispielsweise gegen den Vietnam-Krieg, gegen Unterdrückung von Völkern in der sogenannten Dritten Welt, für mehr emanzipatorisches Denken an den Unis. Aber ich hatte keine Ämter inne.

Und im Spiegel Ihrer eigenen Kinder erscheinen sie wie?

Ich denke, dass meine Kinder sich zum Teil durchaus mit den Zielen der 68er identifizieren können, etwa wenn es um Unterdrückung oder gleichberechtigte Teilhabe geht. Andererseits sind sie wesentlich karriereorientierter als ich es war. Sie finden mich zu idealistisch.

Lassen sich Bewertungen der 68er-Eltern generalisieren?

Es gibt einen bösen und einen verstehenden-verzeihenden Blick auf die 68er. Seit der Jahrtausendwende rückt das Thema zunehmend öfter in den Focus von Schriftstellern. Es gibt da viel mehr Bücher als jene vier, die ich ausgewählt habe, und es sind auch gerade wieder zwei neue erschienen. Das Thema wird weiter bearbeitet werden.

Täuscht der Eindruck, dass viele dieser Bücher eher lakonisch-satirisch erzählen?

Nein, darin liegt ja auch die Abgrenzung zur Elterngeneration. Die wird mitunter nicht nur milde belächelt, sondern richtig lächerlich gemacht. Bei manchen, bei Sophie Dannnenbergs „Das bleiche Herz der Revolution“ etwa, bleibt dabei wenig Positives von den 68ern übrig – das geht schon eher in Richtung einer Groteske. Andere, wie John von Düffel in seinem Familienroman „Houwelandt“, machen das etwas sanfter.

Warum haben Sie jetzt über all das promoviert?

Ich wollte das unbedingt erforschen. Das war mir ein ganz großes Anliegen. INTERVIEW: JAN ZIER

Sonntag, 17 Uhr, Villa Ichon

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