: Zum Feiern und zum Heulen
Holstein Kiel besiegt in Unterzahl im Zweitliga-Nordderby den FC St. Pauli verdient 2:1 (0:1) und ist wieder in Kontakt zur Bundesliga-Aufstiegszone. Die Hamburger dagegen befinden sich im freien Fall
Von Marco Carini
Es ist ein Tag wie gemalt. Schönstes Frühlingswetter, ein mit 13.000 Zuschauerinnen ausverkauftes Kieler Stadion, die neue, provisorische Ost-Tribüne erstmals für 3.500 Stehplatzfans freigegeben. Vor dieser Kulisse besiegte Holstein Kiel am Samstag den FC St. Pauli mit 2:1, drehte das Spiel nach Rückstand in Unterzahl.
Nach vier Saisonsiegen gegen die beiden Hamburger Vereine dürfen sich die Kieler als inoffizieller Zweitliga-Nordmeister fühlen, sie überholten zudem den FC St. Pauli in der Tabelle und schnuppern – mit drei Punkten Rückstand zum Drittplatzierten Union Berlin wieder Aufstiegsluft. Hängende Köpfe hingegen bei den Hamburgern.
Schon vor dem Anpfiff hatte es bei ihnen für Unmut gesorgt, dass der HSV unmittelbar vor der Partie den Wechsel von Jeremy Dudziak vom Millerntor an den Volkspark verkündet hatte, was einige Fans mit einem Transparent quittierten, auf dem der Wechselwillige als „Rautenschwein“ beschimpft wurde.
Auf dem Rasen hatte es für die defensiv agierenden Gäste zunächst gut ausgesehen. Bei ihrem ersten vernünftigen Angriff zupfte der Kieler Stefan Thesker Alex Meier vier Minuten vor dem Pausenpfiff im Strafraum am Trikot und flog daraufhin vom Platz. Der gefoulte Meier verwandelte den fälligen Strafstoß schnörkellos, sodass die bis dahin den Kielern klar unterlegenen Hamburger mit einer Führung im Rücken in die zweite Halbzeit gingen.
Doch bereits nach acht Minuten hatten die Kieler die Partie in Unterzahl gedreht. Erst brachte Christopher Avevor tölpelhaft den Kieler Mathias Honsak an der Strafraumkante zu Fall – Alexander Mühling verwandelte den Elfmeter zum verdienten 1:1 (50). Nur drei Minuten später marschierten die Störche nach einem langen Abschlag ihres Torwarts ohne erkennbare Gegenwehr durch den Hamburger Strafraum und setzten final Jae-Sung Lee in Szene, der den Ball an Torwart Svend Brodersen zum 2:1 vorbeischob.
Erst in den letzten zwanzig Spielminuten dominierten die bis dahin passiv agierenden Hamburger die Partie, spielten sich aber nur ein paar Halbchancen gegen die personell dezimierten und daher müder werdenden Kieler heraus. Der FC St. Pauli kann sich nach nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen bei einem desaströsen Torverhältnis von 1:10 von seinen Aufstiegsambitionen verabschieden. Seit Wochen schon agieren ehemalige Leistungsträger wie Christopher Buchtmann oder Marvin Knoll weit unter Form, und auch für den bei vielen Fans ohnehin nicht besonders beliebten Trainer Markus Kauczinski wird es langsam ungemütlich.
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