: Tauben außer Kontrolle
Die Linkspartei ist für mehr Taubenschläge in der Stadt. Die Bürgerschaft lehnt das ab
Von David Günther
Viele BürgerInnen fühlen sich belästigt, sie verschmutzen Gebäude: Rund 71.000 Tauben leben in Hamburg – Tendenz steigend. Die Linkspartei hatte nun in einem Antrag mehr Taubenschläge in der Stadt gefordert. Die Idee von Stephen Jersch, tierschutzpolitischer Sprecher der Linksfraktion: Die Vögel sollen sich so in den offenen Gehegen ansiedeln und sich somit von den städtischen Plätzen fernhalten. Doch der Antrag wurde in der Bürgerschaft ohne Aussprache mit großer Mehrheit abgelehnt.
Pro Jahr hätten nach dem Willen der Linkspartei ein bis zwei neue Taubenschläge gebaut werden sollen – für jeweils 15.000 Euro. Jährlich würde der Betrieb rund 12.000 Euro kosten. Eine Geburtenkontrolle hätte erfolgen können –„indem ein Teil der Eier entfernt wird“, so Jersch.
Nach Schätzungen des Stadttaubenvereins bräuchte Hamburg 30 bis 100 Taubenschläge für die gesamte Stadt. Zwei städtische Taubenschläge gibt es bereits: in einer Moschee in St. Georg sowie im Mäuseturm am Hauptbahnhof. „Die bestehenden Taubenschläge zeigen einen sichtbaren Rückgang der Taubenpopulation rund um die Schläge“, sagte Jersch.
Der Hamburger Tierschutzverein, der den Antrag der Linken unterstützte, hat einen Taubenschlag auf seinem Gelände in der Süderstraße. Laut dem Tierschutzvereins haben sich zahlreiche Tiere dort angesiedelt. Auch sie führen eine Geburtenkontrolle durch, um eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern. Der Linken-Vorschlag sei daher eine gute Idee für Taubenfreunde wie für Taubenfeinde, meint ein Vereinssprecher.
Die CDU unterstützte den Antrag zwar grundsätzlich, kritisierte jedoch die Herangehensweise der Linksfraktion. „Jeder neuer Standort muss genau geprüft werden, statt sich pauschal auf eine Mindestzahl festzulegen“, sagte der tierschutzpolitische Sprecher der CDU, Dennis Thering.
Die FDP setzt auf freiwillige Helfer, um die Kosten in Grenzen zu halten, und forderte ein Konzept für ein Stadttaubenmanagement. Laut der FDP haben sich solche Konzepte in anderen Städten, beispielsweise in Stuttgart, bewährt. „Üblicherweise können viele ehrenamtliche Helfer gewonnen werden“, heißt es.
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