: Spandau will keine hässliche Kleidung
In Spandau protestierten bis zu 400 Menschen gegen einen neuen Thor-Steinar-Laden. Nun soll der Vermieter kontaktiert werden
Von Torben Becker
Das soll erst der Anfang sein: Unter dem Motto „Kein Kiez für Nazis“ demonstrierte das Spandauer Bündnis gegen rechts am Samstagmittag gegen den kürzlich eröffneten Laden „Nordic Company“ am Brunsbütteler Damm. Das Geschäft gehört der rechten Modemarke Thor Steinar. Nach Angaben der Organisator*innen nahmen bis zu 400 Personen am Protest teil.
Die Demo soll an die erfolgreiche Strategie beharrlichen Protests gegen Thor-Steinar-Läden in anderen Städten und Bezirken anschließen. Auch in Berlin hat die rechte Modemarke mehrfach versucht Fuß zu fassen. Bislang allerdings erfolglos: Zuletzt schloss eine Filiale in Weißensee, davor eine in Friedrichshain.
„Es darf keine Etablierung der Marke Thor Steinar im Spandauer Stadtbild und damit eine einhergehende Normalisierung faschistischer Ideologie geben“, sagt Jonas Adler von der Antifa Westberlin. Außerdem hätten „solche Geschäfte immer das Potenzial, Treff- und Vernetzungspunkte für Neonazis zu werden.“
Mit wummernder Punkmusik zog die Demo den Brunsbütteler Damm entlang, der hinter den Spandauer Arkaden einbiegt und in ein Mischgebiet aus Wohnraum und Gewerbe führt. Bei den wenigen Passant*innen und Menschen, die das Geschehen vom Fenster aus verfolgten, überwog der Zuspruch für die Demonstration mit Antifa- und Juso-Fahnen. Nur kurz kam es am Rande zu Auseinandersetzungen, da wohl einzelne Protestgegner*innen das Geschehen filmten.
Spandau habe zwar seit ungefähr fünfzehn Jahren keine organisierte Neonaziszene mehr, sagt Anne Düren, Sprecher*in vom Bündnis. Dennoch hätten sich Alltagsrassismus und Rechtsextremismus nicht zuletzt mit der AfD normalisiert: „Man erkennt Neonazis nicht mehr so sehr an ihrem Äußeren.“
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Für Sebahat Atli von der SPD-Fraktion Spandau sei die Eröffnung des Ladens daher umso überraschender. Die Spandauer SPD sei zwar nicht direkt im Bündnis gegen rechts beteiligt, unterstütze es jedoch: „Wir sind kein schlafender Bezirk, wir sind wachsam, und Naziläden werden wir nicht hinnehmen“, sagt Atlis während der Demo.
Bereits der Auftaktprotest wirkte: Entgegen der Ankündigung eines Mitarbeiters von Nordic Company, man lasse sich nicht einschüchtern und der Laden würde auch am Samstag regulär öffnen, blieb dieser mit heruntergelassenen Rollläden geschlossen. Und in der Nähe des Geschäfts entfernte eine junge Frau beim Anblick der Demo hektisch eine kleine Reichsflagge von ihrem Balkon.
„Jetzt wollen wir schauen, wie die weiteren Reaktionen sind, und in der Folge die Nachbarschaft genauer mit Flyern, Plakaten und Kundgebungen informieren“, so Adler. Zuversichtlich war auch Düren nach der Demo. Ein Passant habe ihr den Namen des Vermieters genannt und versichert, dass dieser keine Ahnung vom politischen Hintergrund der neuen Mieter habe. Man würde nun den Kontakt aufnehmen und gemeinsam nach Schließungsmöglichkeiten suchen, so Düren.
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