Bilanz der Friedensforscher von SIPRI: Geschäfte mit Waffen laufen bestens
Die USA bauen ihre Dominanz auf dem globalem Rüstungsmarkt aus. Deutschland bleibt der weltweit viertgrößte Exporteur von Kriegsgerät.
Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut veröffentlicht in seinem am Montag erscheinenden neuesten „Waffentransfer-Trendrapport“ aktuelle Zahlen zum globalen Waffenhandel. Sipri stellt jährlich Bilanzen zusammen, die einen Fünfjahreszeitraum umfassen. Die aktuellen Zahlen beziehen sich auf die Jahre 2014 bis 2018.
Die USA exportierten in dieser Periode in 98 Staaten Rüstungsgüter. US-Firmen steigerten die Exporte um 29 Prozent und bauten den Anteil am globalen Markt mit Waffen von 30 auf 36 Prozent aus. Dagegen sanken die Rüstungsexporte Russlands um 17 Prozent. Der Weltmarktanteil russischer Waffenhersteller ist von 27 auf 21 Prozent gesunken. Auch die EU-Staaten haben Russland überholt: Ihr Anteil stieg auf 27 Prozent.
Für die Jahre 2014 bis 2018 wuchs der globale Waffenhandel um 7,8 Prozent gegenüber der vorherigen Fünfjahresperiode. Verglichen mit den Jahren 2004 bis 2008 betrug das Wachstum sogar 23 Prozent. Der Markt wird von fünf Staaten beherrscht, die für 75 Prozent der weltweiten Exporte stehen: Deutschland rangiert an vierter Stelle hinter den USA, Russland und Frankreich und vor China. Die deutschen Waffenschmieden konnten den Abstand zur chinesischen Konkurrenz deutlich ausbauen. China legte 2,7 Prozent zu, Deutschland 13 Prozent. 52 Prozent der deutschen Ausfuhren waren Marinefahrzeuge. Erfolgreicher als Deutschland war in der EU nur Frankreich mit einem Plus von 43 Prozent.
Politische Eingriffe lohnen sich
Indien hat – allerdings von einem hohen Niveau – immerhin 24 Prozent weniger importiert, Saudi-Arabien verzeichnet dagegen einen Zuwachs von 192 Prozent und Ägypten sogar 206 Prozent. Die Länder des Nahen und Mittleren Ostens zeigen die größten Importsteigerungsraten mit einem Durchschnitt von 87 Prozent. Israel steigerte die Importe um 354 Prozent, Kuwait um 348 Prozent und Katar um 225 Prozent. Der Irak ist mit einem Plus von 139 Prozent zum weltweit achtgrößten Importland aufgerückt. Die USA und Russland teilten sich diesen Markt: Die Lieferungen der USA standen für 47 Prozent, die Russlands für 33 Prozent der irakischen Waffenimporte.
Politische Weichenstellungen zeigen Spuren in den Statistiken. Für Südkorea und die Türkei schlugen sich die von den Regierungen forcierten Exporte mit einem Plus von 94 Prozent und 170 Prozent nieder. Dagegen führte die von der rot-grünen Regierung in Stockholm verschärfte Ausfuhrpolitik dazu, dass Schweden statt einem Anteil von 1,9 Prozent nur noch 0,7 Prozent am globalen Waffenhandel hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bilanz der Ampel-Regierung
Das war die Ampel
Kritik an der taz
Wer ist mal links gestartet und heute bürgerlich?
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
Die Grünen nach dem Ampel-Aus
Grün und gerecht?
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!