: Ausgebremst
In Deutschland war der Fahrdienstvermittler Uber an gesetzlichen Hürden hängen geblieben, inzwischen hat er sein Geschäftsmodell angepasst
Von Gernot Knödler
Uber ist angetreten, die Mobilität zu revolutionieren. Sein Fahrdienst solle den Besitz eines eigenen Autos unnötig machen, sagte Vorstandschef Dara Khosrowshahi Ende Oktober und verkündete, „the Amazon of transportation“ werden zu wollen.
Zumindest in Deutschland tut sich der Fahrdienstvermittler aus San Francisco schwer. Im ersten Anlauf ist er 2014 am Personenbeförderungsgesetz gescheitert. Inzwischen ist er in fünf Großstädten mit neuen Modellen vertreten – nach Berlin, München, Düsseldorf und Köln zuletzt in Frankfurt/Main. Für Hamburg liege kein aktueller Antrag vor, sagt Susanne Meinecke, die Sprecherin der Verkehrsbehörde.
Uber trat an mit der Idee, Privatleute, die sich etwas dazuverdienen wollen, als Taxifahrer einzuspannen. Kunden konnten über die App „Uber Pop“ Fahrten bestellen und der nächste Privatmann, der Zeit und Platz hatte, konnte sie durch die Vermittlung Ubers an ihr Ziel bringen.
Die Hamburger Verkehrsbehörde untersagte das unter Androhung eines Zwangsgeldes. „Wer entgeltlich oder geschäftsmäßig Personen mit Kraftfahrzeugen befördert, muss in Besitz einer Genehmigung sein“, teilte die Hamburger Behörde mit. Andere Städte verfuhren ähnlich.
Sollten Uber-Pop-Fahrer selbstverschuldet in Unfälle verwickelt werden, könnten die Haftpflichtversicherungen ihnen Zahlungen verweigern, warnte die Behörde. Auch müssten die ordnungsgemäß handelnden Personenbeförderungsunternehmen vor illegaler Konkurrenz geschützt werden.
Aus diesem Grund greift Uber jetzt auf Fahrer mit Personenbeförderungsschein zurück. Mit Uber-Taxi könnten Taxifahrer ihre Wagen besser auslasten, indem sie sich über die Uber-App zusätzliche Kundschaft holten, sagt Uber-Sprecher Tobias Froehlich. Mit Uber X bestellten die Kunden Mietwagen mit lizensierten Fahrern. Der Unterschied zum Taxi sei, dass sie nicht herangewunken, sondern nur über die App geordert werden können.
Weil dieses Angebot immer noch nah dran ist am Taxi, haben Taxiunternehmen geklagt und vor dem Bundesgerichtsof gewonnen. Denn Mietwagen dürfen nur Aufträge annehmen, die zuvor am Betriebssitz des Unternehmens eingingen. Ein direkten Auftrag dürfen die Fahrer nicht annehmen. Auch das sei längst korrigiert, versichert Uber-Sprecher Froehlich.
Trotzdem verstummt die Kritik aus dem Taxi-Gewerbe nicht. „Wenn der Mietwagen gleiche Rechte hat, aber nicht gleiche Pflichten, hat das Taxi ausgedient“, sagt Alex Brandenstein, Betreiber der App Taxi.de mit Sitz in Hamburg. Für Taxis gelten feste Tarife. Außerdem müssen sie zu bestimmten Zeiten und in bestimmtem Umfang Beförderungskapazitäten bereitstellen, also auch dann, wenn es sich nicht so lohnt.
Brandensteins Firma Taxi.de bietet Apps für Fahrgäste und Taxi-Genossenschaften und -firmen. Dazwischen liegt eine Software, die die Fahrten vermittelt, die angeschlossene Flotte möglichst effizient steuert, die Zeiten erfasst und die Fahrten abrechnet.
Brandenstein kritisiert, dass Uber mit viel Geld im Rücken versuche, den Markt zu beherrschen. „Es ist nicht Sinn und Zweck des Internets, dass ein Einzelner den Markt dominiere“, findet er. Die 25 Prozent Provision, die Uber von den Mietwagenfahrern fordert, hält er für überhöht.
„Unsere Provision ist weit mehr als eine schlichte Vermittlungsgebühr“, sagt dagegen Uber-Sprecher Froehlich. Uber übernehme für die Fahrer die Zahlungsabwicklung, biete Dienste wie etwa ein Fundbüro, und tue viel für Marketing und Werbung, also für die Auslastung der Fahrzeuge. Schwarzfahrten seien in dem transparenten System nicht möglich.
„Wir wollen ein ergänzendes Angebot zum öffentlichen Personennahverkehr sein“, versichert Froehlich. Uber verstehe sich als Mobilitätsplattform, bei der es vor allem darum gehe, mit einer App möglichst schnell und effizient von A nach B zu kommen. Als Verkehrsmittel könnten auch Sammeltaxis und Fahrräder dazukommen.
In Hamburg sind auf diesem Feld aber längst auch andere Player am Start. Neben dem privaten Anbieter MyTaxi lassen auch die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) Sammeltaxis fahren, bisher allerdings nur in den westlichen Stadtteilen Lurup und Osdor. Das Angebot soll demnächst auf die östlichen Stadtteile ausgeweitet werden. Anfang 2019 startet außerdem die VW-Tochter Moia mit 500 Sammeltaxen.
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