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Eintracht Frankfurt in der BundesligaStiernackige Adler

Eintracht Frankfurt empfängt am Samstag den FC Bayern. Und tritt vor dem Team seines Ex-Trainers Niko Kovač selbstbewusst auf.

Eintrachts Luka Jović läuft seinen Gegenspielern bis zur Unkenntlichkeit davon Foto: reuters

Frankfurt/M. taz | Man kommt ja kaum noch nach. Eintracht Frankfurt gibt ständig neue vorzeitige Vertragsverlängerungen bekannt. Den Anfang machten die Routiniers Makoto Hasebe, Marco Russ und Gelson Fernandes, dann folgten Mittelfelddribbler Mijat Gaćinović und am Freitag Rechtsaußen Danny da Costa. Da ging fast unter, dass der Klub am Mittwoch im Vorlauf des 2:2 in Mainz auch viele Kontrakte im Mitarbeiterstab von Trainer Adi Hütter ausweitete, unter anderem den von Co-Trainer Armin Reutershahn, 58 Jahre alt und ein Bundesliga-Urgestein.

Bei der Eintracht gefällt es derzeit allen so verdammt gut, dass wirklich keiner wegwill. Außer vielleicht der Spielmacher Marco Fabián, der sich die Spiele nur von der Tribüne ansehen darf. Trainer Adi Hütter setzt auf andere. Aber der Mexikaner ist gar kein Thema im euphorieseligen Frankfurt. In der Europa League gewann der Klub alle sechs Vorrundenspiele, und in der Liga hält er als Tabellenfünfter mit 27 Punkten Kontakt zu den Champions-League-Plätzen.

Nun kommt am Samstag der FC Bayern München zum Abschluss der Vorrunde nach Frankfurt – mit dem ehemaligen Eintracht-Trainer Niko Kovač, den ja im Frühjahr nichts mehr in Frankfurt hielt, nachdem er einen Anruf aus München bekam. Das haben ihm die Fans, Stand damals, sehr übel genommen. Aber seit er den Pokal mit der Eintracht ausgerechnet gegen die Bayern gewann, verwandelte sich der blanke Hass bei den meisten in Gleichgültigkeit.

Im Supercup-Finale, kurz vor Rundenbeginn, ging die Eintracht mit 0:5 im eigenen Stadion gegen die Kovač-Bayern unter. Aber nichts ist so gekommen, wie es damals den Anschein hatte. Bayern muss sich aktuell mit der Verfolgerrolle zufriedengeben. Und die Frankfurter müssen trotz des Weggangs von Boateng, Wolf, Hrádecký und Mascarell sowie des Trainerwechsels von Kovač zu Hütter nicht um den Klassenerhalt bangen.

Adi Hütter mit Mut und Offensive

Das liegt zu einem großen Teil an dem neuen Trainer aus Österreich. Hütter, mit Trainerstationen in Salzburg und Bern, hat die anfängliche Scheu vor der größeren, greller ausgeleuchteten Bundesliga längst abgelegt. Sein Mut und die offensive Herangehensweise haben sich auf die Mannschaft übertragen. Die größte Differenz zu Vorgänger Kovač beschrieb Mittelfeldspieler Jonathan de Guzmán so: „Früher anzugreifen, statt abzuwarten – darin besteht der größte Unterschied zur letzten Saison.“ Geblieben aus der Zeit von Kovač aber ist die robuste Spielweise, die in engen Spielen wie zuletzt gegen die talentierteren Leverkusener (2:1) den Unterschied macht. Gegen die Eintracht zu spielen tut weh. Und um die drei Stürmer Luka Jović, der die Torjägerliste mit zwölf Treffern anführt, Sébastien Haller und Ante Rebić wird der Klub mittlerweile beneidet.

Seit Frankfurts Pokalsieg über Bayern sind die Fans Kovač gegenüber gleichgültig

Hütters gepflegter Stiernackenfußball funktioniert mit allen drei Ausnahmekönnern vorne oder nur mit zwei. Mit einem personellen Kniff und der Umstellung früh in der Saison auf eine Dreierkette in der Abwehr bewies Hütter zudem Flexibilität. Den ehemaligen Offensivspieler Filip Kostić funktionierte er nach seiner Verpflichtung von Absteiger Hamburg zu einem rasenden Linksverteidiger um. Mit Anlauf ist der Serbe durch seine Schnelligkeit in der Offensive kaum zu stoppen, ähnlich wie sein Pendant auf der rechten Seite, Danny da Costa. Den hoch aufgeschossenen da Costa brachte Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobič jüngst für die Nationalmannschaft ins Gespräch.

In Erinnerung an die 0:5-Pleite gegen die Bayern im Supercup sagt da Costa nun: „Das war eher bescheiden, was wir abgeliefert haben. Aber seitdem haben wir einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Das wollen wir im Spiel beweisen, ohne uns vorher verrückt zu machen und zu sagen, wir müssen unbedingt Revanche nehmen.“ Wollen sie aber gewiss doch.

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