FC St. Pauli plant Genossenschaft: Stadion zu verkaufen
Der FC St. Pauli überlegt, eine Genossenschaft zu gründen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Der Verein setzt damit auf seine Fans statt auf Investoren.
Geldprobleme hat der Verein – anders als der andere große Hamburger Fußballverein – nicht. Das bestätigt auch Geschäftsführer Andreas Rettig gegenüber der taz: „Richtig ist, dass wir in diesem Jahr zum siebten Mal in Folge einen positiven Konzernabschluss haben.“
Trotzdem stünde der Verein vor der Aufgabe, seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. „Andere Vereine in der Liga verkaufen ihre Stadionnamen, melden ihre zweiten Mannschaften ab oder verkaufen Anteile an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft“, sagt Rettig.
Solche Ansätze sind aber nicht der Stil des FC St. Pauli. Der Verein will die verschiedenen Geschäftsbereiche lieber selbst in der Hand haben und unabhängig sein. So wurden beispielsweise die Vermarktungsrechte am Vereinsnamen und dem Totenkopf-Logo zurück gekauft.
Schon vor Jahren wurde auf der Mitgliederversammlung beschlossen, dass der Name „Millerntor-Stadion“ unverkäuflich ist. Das Stadion gehört dem Verein auch noch. „Dadurch haben wir aktuell höhere Kosten durch Fremdkapital und Instandhaltung als Vereine, die für ihr Stadion Miete an die Stadt zahlen“, sagt Rettig.
Ein Mitglied, eine Stimme
Um finanziell mit der Konkurrenz mithalten zu können habe sich der FC St. Pauli laut Rettig überlegen müssen, mit welchen alternativen Modellen Geld generiert werden könnte – „ohne unsere Prinzipien zu verkaufen“. Das Genossenschaftsmodell habe den Vorteil, dass es dem des Vereins sehr nahe komme. „Es herrscht Gleichberechtigung für alle Mitglieder, unabhängig von ihrem Kapitaleinsatz.“
Andreas Rettig, Geschäftsführer
Die Idee der Genossenschaftsgründung ist offenbar nicht neu. „Bei der Planung werden wir von renommierten Experten unterstützt“, sagt Rettig. Es sei vorstellbar, dass bis zu 46 Prozent der Millerntor-Stadion Betriebs GmbH und Co. KG künftig von Genoss*innen gehalten werden. 51 Prozent blieben dann beim Verein, die restlichen drei Prozent gehören dem Fanräume e.V., Andreas Rettig als Geschäftsführer und einer Privatperson.
Unabhängig vom Wert des Anteils, sollen alle Genoss*innen das gleiche Stimmrecht haben. Wie viel genau die Anteile kosten werden, kann Rettig noch nicht sagen. Der Wert der GmbH werde derzeit noch ermittelt.
Reich wird damit niemand
Darüber hinaus werde an einer Satzung gearbeitet. In ihr werden unter anderem die Ein- und Austrittmodalitäten festgeschrieben. Ob die Genossenschaftsanteile verzinst werden oder nicht, steht noch nicht fest. „Reich werden wird mit einem Genossenschaftsanteil niemand“, sagt Rettig. „Was ich aber versprechen kann, ist eine emotionale Rendite.“
Wann und ob überhaupt die Anhänger*innen des FC St. Pauli Genoss*innen werden können, ist aber noch nicht endgültig beschlossen: „Wir warten jetzt erst einmal die Rückmeldung unserer Partner, Mitglieder, Gremien und Fans ab.“ Bisher sei das Feedback positiv. Auch Organisatorisches müsse noch geregelt werden. So muss der zuständige Prüfverband die Satzung verabschieden. „Der letzte administrative Schritt wäre die Eintragung ins Genossenschaftsregister“, sagt Rettig.
Sobald das alles geregelt ist, will der Verein die genauen Bedingungen für Genoss*innen transparent machen und beginnen, für die Genossenschaft zu werben. „Vor August kommenden Jahres wird sie aber sicher nicht auf den Markt kommen können.“
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