piwik no script img

Friede in Eimsbüttel

BUNDESTAG Danial Ilkhanipour tritt im zerstrittenen SPD-Kreis nicht gegen Niels Annen an. Kreis Altona stellt Kandidaten erst am Dienstag vor

Bundestagswahl 2009

Erstmals lag die CDU mit 27,9 Prozent knapp vor der SPD (27,4 Prozent). Die Grünen erreichten 15,6 Prozent, die FDP 13,2 Prozent und die Linkspartei 11,2 Prozent.

■ Wahlkreise: Die CDU errang drei Direktmandate in den Wahlkreisen Eimsbüttel (Rüdiger Kruse), Nord (Dirk Fischer) und Wandsbek (Jürgen Klimke), die SPD drei Mandate in Altona (Olaf Scholz), Mitte (Johannes Kahrs) und Harburg-Bergedorf (Hans-Ulrich Klose). Landesliste: Auf diesem Weg kamen in den Bundestag Markus Weinberg (CDU), Aydan Özoguz (SPD), Krista Sager und Manuel Sarrazin (Grüne), Burkhard Müller-Sönksen und Sylvia Canel (FDP) und Jan van Aken (Linke).

Die Lage klärt sich langsam in der Hamburger SPD. Im Kampf um die Bundestagskandidaturen ist jetzt der größte potenzielle Unruheherd befriedet worden: der SPD-Kreis Eimsbüttel. Auf Druck von Parteichef Olaf Scholz hat der 30-jährige Jura-Student Danial Ilkhanipour seinen Verzicht erklärt. Er werde nicht gegen den Kandidaten des linken Flügels, Niels Annen, antreten, teilte er mit. Stattdessen werde er seinen bisherigen Intimfeind im Wahlkampf unterstützen. „In der SPD-Eimsbüttel müssen wir künftig wieder an einem Strang ziehen“, so Ilkhanipour.

Annen war bereits von 2005 bis 2009 Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Eimsbüttel. Bei der erneuten parteiinternen Nominierung jedoch hatte Ende 2008 Ilkhanipour über Annen triumphiert – mit einer Stimme Mehrheit auf dem Kreisparteitag und mit „unlauteren Methoden“, wie die erbosten Anhänger Annens wetterten. Bei der Bundestagswahl selbst erlitt Ilkhanipour ein Debakel: Mit dem schlechtesten SPD-Wahlkreisergebnis aller Zeiten scheiterte er grandios. Insgesamt verlor die sieggewohnte SPD drei der sechs Hamburger Wahlkreise an die CDU.

So etwas dürfe sich nicht wiederholen, hat der Landesvorsitzende und Bürgermeister Olaf Scholz klargestellt. Persönliche Eitelkeiten hätten sich dem Ziel unterzuordnen, die SPD wieder zur stärksten Partei zu machen und alle sechs Direktmandate zu holen. Zwar hat Annen zwei auch in der SPD weithin unbekannte Kontrahenten: Alexander Blab und Ronald Hartwig. Dennoch gilt es als sicher, dass er sich bei der Urwahl unter den Eimsbütteler Genossen durchsetzen wird.

Sicher ist bereits, dass die Wandsbeker Bundestagsabgeordnete und stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Aydan Özoguz als Spitzenkandidatin auf der Hamburger Landesliste und als Direktbewerberin im Wahlkreis Wandsbek antritt. Sicher ist auch, dass der Parteirechte Johannes Kahrs zum fünften Mal in Mitte kandidiert.

Für Özoguz muss der Wandsbeker Ingo Egloff weichen, der im März 2011 für Scholz in den Bundestag nachrückte. Ihm ist das Erbe von Hans-Ulrich Klose im Wahlkreis Harburg-Bergedorf zugedacht. Der 75-jährige Ex-Bürgermeister tritt nach 30 Jahren Bundestag nicht wieder an. Dazu aber muss Egloff sich zunächst SPD-intern des Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordneten Metin Hakverdi und des Harburger Kreischefs Frank Richter erwehren. Die Kandidatenhearings an der SPD-Basis haben am Donnerstag begonnen.

Offen ist die Lage in Hamburg-Nord. Partei-Vize Inka Damerau und der langjährige Ver.di-Chef Wolfgang Rose klären auf dem linken Flügel, wer von ihnen kandidiert. Gegen den Sieger tritt wahrscheinlich der vor drei Jahren aus dem Bundestag geflogene Christian Carstensen an. Und in Altona war nach dem Rückzug von Scholz lange alles unklar. Am Dienstag will die dortige Kreis-SPD ihren Kandidaten vorstellen. SVEN-MICHAEL VEIT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen