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Die WahrheitHappy Endspiel

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Die Leserschaft darf sich diesmal an einem Poem über die Rache des Unsportlichen erfreuen.

Du warst dieser Einzige unter den Vielen… Foto: dpa

Du warst dieser Einzige unter den Vielen,

mit teigiger Haut und Akne mit Stippen,

Pommes-Pummel, Speck auf den Rippen.

Viel zu viel Pfunde

und bei Bundesjugendspielen

nicht mal ’ne Siegerurkunde.

Du hast dem Lehrer die Tasche getragen

und musstest auf den Sportplätzen büßen.

Den Streber mit den zwei linken Füßen

durfte jeder quälen

und niemals nicht, da gab’s keine Fragen,

in die Mannschaft wählen.

Du warst dir seinerzeit völlig im Klaren:

Das Rückspiel werde ich nicht verlieren.

Mein Rache-Gericht muss ich kalt servieren,

mit eisigem Grinsen.

Meine Peiniger zahlen in ein paar Jahren,

alles zurück, zuzüglich Zinsen.

Man trifft sich bekanntlich zweimal im Leben,

darum haben heute die andren verloren.

Du sitzt nicht in Köln vor den Monitoren,

um Trost zu spenden.

Hast das Tor genommen, hast Abseits gegeben.

Spiele können auch happy enden.

Die Moral von der Geschicht:

Hochmut lohnt im Fußball nicht.

Schieße härter, renne schneller,

dann musst du nicht in den Keller.

Doch den, der „fair geht vor“ nicht kennt,

besiegt der Video-Assistent.

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2 Kommentare

 / 
  • Nun ja - da kanns’e dich noch so viel fair vor&zurück wiegen. Woll.

    Das Ende - Das sei denn doch nicht verschwiegen.



    &



    Auch wenn du dem Lehrer die Tasche getragen.



    Nu. Irgendwann ging‘s unschön doch - Ha no. Auch dir an den Kragen.

    “Armer Felix, requiescas in pace.

    Der Kies knirscht «Traulich geführt».



    Es regnet nicht mal, und die Träger riechen



    nach Schnaps und grinsen gerührt.



    Warum hat sich bei dir immer alles verkehrt?



    Du hast doch dem Lehrer die Tasche getragen,



    ihm deine Briefmarkensammlung verehrt,



    und ließest dich sogar von uns dafür schlagen



    und heultest nicht einmal unter den Hieben,



    doch um Ostern bist du sitzengeblieben.

    Armer Felix, requiescas in pace.

    Ein rosabehostes Weib



    zupft Unkraut aus der Familiengruft



    und wirft es aufs Nachbargrab.



    Du hast doch niemals getobt und geflucht,



    Wenn dir deine Frau zum Hals heraushing,



    und hast sie auch nicht zu betrügen versucht,



    wenn sie mit anderen Männern wegging.



    Und du hast deinen Kindern alles gegeben,



    doch sie wollten mit dir nicht zusammenleben.

    Armer Felix, requiescas in pace.

    Man legt dich grad vis-a-vis



    den Gräbern, die goldene Aufschriften tragen:



    «Seit Anno Domini ...»



    Du hast doch immer alles probiert,



    einen Platz im ersten Parkett zu erlangen,



    hast doch hinter- und antichambriert,



    bist in Vereine und Clubs gegangen.



    Doch du durftest sie nur bis zur Türe begleiten,



    hinter der sie dann ihre Plätze verteilten.

    Armer Felix, requiescas in pace.

    Es gibt nicht mal ein Gebet.



    Der Kreiskommunalinspektor redet



    von Geist und Hygienität.



    Jetzt kommst du nicht mal zum lieben Gott,



    und du hast doch immer den Zehnten gegeben,



    warst immer mäßig und niemals rot,



    tatest nach Gutem und Edlem streben,



    doch jetzt glauben sie nicht, daß du bloß aus Versehen



    vergessen hast, das Gas abzudrehen

    Armer Felix, requiescas in pace.

    www.youtube.com/watch?v=veMRP2293YM

    kurz - Schlicht unfair. Kein Gedicht nicht.



    Wie im richtigen Leben.



    Eben!

  • Die Unsportlichkeit hat ihr Leid und ihre Tücken,



    zeigt sich zumal beim Bücken und beim Schränke rücken.



    Bringt Schmerz und Gezerre nicht nur im Rücken,



    nein auch in den Leisten tut es drücken.



    Wer Sport betreibt, vermindert das Leid,



    zumal es kostet Zeit.



    Wer die nicht hat, der ist fein raus.



    Der bleibt bei Regen trocken im Haus.



    Um Ausreden nie verlegen, wird das Faulenzen zum Segen.



    Lange kann man das selber glauben, eher die Pfunde die Wahrheit rauben.



    Du bist nicht schick, nein nur dick.



    Bist betrübt, wo drückt der Schuh?



    Es ist die Unsportlichkeit mit Leid und Tücken.

    (frei nach Turnvater Jahn)