piwik no script img

Angriff auf Journalisten in NaumburgStichverletzung und Hitlergruß

In Sachsen-Anhalt attackieren Jugendliche einen Journalisten und zeigten den Hitlergruß. Die Hintergründe sind bisher ungeklärt.

Beschauliches Städtchen: Naumburg an der Saale Foto: dpa

Berlin taz | In Naumburg in Sachsen-Anhalt haben drei Jugendliche einen Journalisten offenbar mit einem spitzen Gegenstand angegriffen und verletzt. Wie das Naumburger Tageblatt berichtet, hat sich der Vorfall bereits am Freitagabend ereignet. Laut dem Bericht stieg Klaus-Peter Krümmling, der als freier Mitarbeiter für die Lokalzeitung arbeitet, nach seinem Einkauf bei Rewe gerade in sein Auto, als einer der drei Jugendlichen in Richtung des Autos spuckte und den Stinkefinger zeigte.

Als der 59-Jährige die Jugendlichen zur Rede stellen wollte, schlug ihm laut dem Bericht der Zeitung einer der Jugendlichen in den Bauch. Ein anderer habe den Hitlergruß gezeigt. Dass der Täter ihn vermutlich mit einem Messer gestoßen hatte, habe Krümmling erst später bemerkt, als er eine Stichwunde am Bauch entdeckte, so die Darstellung in dem Bericht. Krümmling wurde mit einer sechs Zentimeter tiefen Wunde im Krankenhaus stationär behandelt. Dem Naumburger Tageblatt sagte er, er hoffe, dass die Täter gefasst werden.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Angreifern um Deutsche handelt. Ob der Angriff im Zusammenhang mit der journalistischen Arbeit des Opfers steht, ist ungeklärt. Für die Lokalzeitung schrieb der Journalist über Fußball.

Dem Pressesprecher des Polizeireviers Burgenlandkreis zufolge können nach derzeitigem Ermittlungsstand „Rückschlüsse auf die berufliche Tätigkeit des Geschädigten nicht getroffen werden“. Die Redaktion des Naumburger Tageblatts war für Nachfragen bisher nicht zu erreichen.

Auch Krümmlings Facebook-Profil lässt nicht darauf schließen, dass er angegriffen wurde, weil er kritisch über die rechte Szene schreibt. In seiner Timeline teilt er etwa Beiträge der Gruppe „Deutsche Grundwerte erhalten“.

In den sozialen Medien verbreitete sich die Nachricht des Naumburger Tageblatts schnell, die Tat wurde als ein Angriff auf die Pressefreiheit bewertet. „Wir sind fassungslos, dass in diesem Land ein freier Kollege mit dem Messer schwer verletzt wird“, hatte etwa der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten Freischreiber auf Twitter geschrieben.

Krümmling selbst äußerte t-online gegenüber, er gehe nicht von einem gezielten Angriff wegen seiner Arbeit beim Naumburger Tageblatt aus. „Ich bin der Meinung, dass die ‚besagten‘ Bürger einfach nur ‚auf Krawall getrimmt‘ waren. Einen anderen Zusammenhang schließe ich aus“, sagte er t-online. Auch dass er mit einem Messer verletzt wurde, bezweifelt der Journalist diesem Bericht zufolge. Er würde den Gegenstand eher als einen „Stichel“ oder „spitz geschliffenen Schraubenzieher“ bezeichnen. Die taz konnte Krümmling bisher nicht erreichen.

Die Polizei ermittelt derweil wegen gefährlicher Körperverletzung „in alle Richtungen“. Bisher gebe es keine Hinweise zu den Tätern.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Hat sich die AfD eigentlich schon zu diesem erneuten Messerangriff geäußert? Ich habe dazu noch nichts gefunden.

  • Falls es ein spitz geschliffener Schraubenzieher gewesen ist, wäre die Geschichte noch gruseliger. Der Journalist duckt sich mit seinen Äußerungen ganz schön weg, wie ich finde. 6 cm tief in den Bauch gerammt ist ne Leistung und würde ich als Tötungsabsicht beurteilen. Dass das Opfer die Täter quasi in Schutz nimmt, indem er den Vorgang herunterspielt, hängt vielleicht auch damit zusammen, "die deutschen Werte" eher unangenehm wahrnehmen zu müssen. Also eine Art weltanschaulicher Selbstschutz.



    m.facebook.com/pag...840/?locale2=de_DE

    Nach kurzem Überfliegen der Facebookseite muß ich ihm darin zustimmen, dass man ihn gezielt angegriffen hat. Dafür bieten sich bisher in Ostdeutschland andere Menschen an.



    Ein offensichtlich eher rechter Journalist wurde von Faschos angestochen.