Kommentar Verkehrsinfrastruktur: Der Staat muss sich kümmern
Staus, Streckensanierungen und ausfallende Flüge – Deutschland hat ein Mobilitätsproblem. Die Politik vernachlässigt das Thema schon zu lange.
V on A nach B zu kommen, ist in Deutschland mitunter sehr schwierig. Das gilt nicht nur für die Menschen auf dem Land, wo der Bahnhof stillgelegt ist und der Bus kaum noch fährt. Das gilt auch für Reisen zwischen Verkehrsknotenpunkten. Wer das Auto nimmt, landet im Stau. Der Zug hat Verspätung oder fällt aus. Das Flugzeug: dito. Wenn die Bahn ab dem kommenden Jahr mit der Sanierung von Hochgeschwindigkeitsstrecken beginnt, wird die Lage noch schwieriger – und das bei viel zu hohen Preisen.
Mobilität ist in der Welt des 21. Jahrhunderts ein Grundbedürfnis. Menschen müssen sich schnell und verlässlich von einen Ort an den anderen bewegen können. Arbeit, Familie, Freundschaften und Freizeit haben einen viele weiteren Radius als noch vor einer Generation. Wer nicht mobil ist, bleibt bei vielem außen vor. Schon deshalb sollte sich jede und jeder kleine und große Ortswechsel jederzeit leisten können.
Wenn Mobilität ein Grundbedürfnis ist, ist es Aufgabe des Staates, sie zu gewährleisten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Städte und Länder unternehmen kaum etwas, um AutofahrerInnen zum Umstieg auf die Schiene zu bewegen. Aus gutem Grund, die Bahnen sind jetzt schon zu voll. Die Bundesregierung hat Jahrzehnte zugeschaut, wie die Bahn kaputt gespart wird, statt für einen Ausbau von Strecken und Takten zu sorgen. Im Luftverkehr hat sie im Verein mit der EU eine Liberalisierung durchgesetzt, die in Punkto Zuverlässigkeit zu einem ähnlichen Ergebnis führt wie das ewige Kürzen bei der Bahn.
Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland, in einem der reichsten Länder der Welt, ist desaströs. Am Freitag will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei einem Luftfahrtgipfel über das Chaos an den Flughäfen sprechen. Das wird nicht viel bringen. Gebraucht wird keine Insellösung für eine profithungrige Branche, sondern ein großer Wurf für ein funktionierendes Verkehrswesen mit einer guten und billigen Bahn als Herzstück.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will