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Konflikt im KongoWoran man stirbt, ist ziemlich egal

Nach dem Ebola-Ausbruch im Ostkongo fordert ein Massaker von Rebellen in der Region weitere Todesopfer. UN-Blauhelme schritten ein.

UN-Blauhelme im Kongo: Puffer zwischen Rebellen und Militär Foto: imago/photothek

Kampala taz | Ein Berg von Leichen, alle blutüberströmt – solche Bilder kommen derzeit aus dem Osten der Demokratichen Republik Kongo. Das jüngste Massaker nahe der Stadt Beni ereignete sich im Herzen des Ebola-Gebiets der Provinzen Nord-Kivu und Ituri.

Rund um Beni meldet Kongos Gesundheitsministerium mittlerweile 151 Fälle von mutmaßlichen Ebola-Infektionen, über 100 Menschen sind seit Anfang August gestorben. Angriffe und Kämpfe aber erschweren die Arbeit der Ebola-Teams.

Am Samstagabend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, griffen mutmaßliche Kämpfer der Rebellengruppe ADF (Allied Democratic Forces) einen neugeschaffenenen Posten der kongolesischen Armee in Kasinga an, im Norden von Beni. Vier Soldaten fielen laut Armee im Feuergefecht. „Alles deutet darauf hin, dass die Armee überwältigt wurde“, berichtet Teddy Kataliko, Vorsitzender der Zivilgesellschaft in Beni.

Der Angriff war kein Zufall. Kongos Armee beginnt derzeit eine neue Militäroperation gegen die ADF, der neue Armeechef, General Celestin Mbala, übernimmt das Kommando. Am Samstag hatte er gerade sein neues Hauptquartier in der rund 500 Kilometer entfernten Stadt Kisangani bezogen.

UN-Blauhelme schritten ein

Nach dem Feuergefecht zogen die bewaffneten Männer in der Dunkelheit weiter. Sie schossen um sich, Zivilisten wurden getroffen. Die Armee brauchte zu lange, um zu reagieren. UN-Blauhelme, die zwei Kilometer entfernt eine Basis haben, schritten ein. Die Bilanz: 18 tote Zivilisten, vier tote Soldaten, neun Verwundete.

„Unsere Aktion hat ein größeres Drama verhindert“, sagte Charles Bambara, Sprecher der UN-Mission im Kongo (Monusco). „Die Angreifer wollten tiefer in die Stadt vordringen. Kurz darauf wurde uns von einem neuen Angriff erzählt. Und wieder haben wir interveniert.“

WHO: 80 Prozent der Menschen unter Ebola-Beobachtung sind nicht mehr erreichbar

Keine zwei Tage später schlugen mutmaßliche ADF-Rebellen erneut zu: In der Stadt Oicha, rund 20 Kilometer nördlich von Beni. Sie brannten Häuser nieder, töteten einen Mann und entführten 14 Kinder. In Oicha gibt es zwei bestätigte Ebola-Infizierte, deren Familienangehörige unter Beobachtung stehen.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind seit Montag 80 Prozent der Menschen, die derzeit im Ostkongo als Ebola-Risikopatienten unter Beobachtung stehen, telefonisch nicht mehr erreichbar. Ein Teil der Bevölkerung von Oicha ist wohl in den Wald geflohen.

Kongolesen rechnen mit zunehmender Gewalt

Die WHO schlägt nun Alarm. Beni ist Hauptquartier der internationalen Ebola-Bekämpfer im Ostkongo. „Wir sind extrem besorgt“, so Peter Salama, Chef des WHO-Notfallteams im Kongo, „dass nun verschiedene Faktoren in den nächsten Wochen zusammenkommen, die einen perfekten Sturm verursachen.“

Gemeint sind damit nicht nur Rebellen und Ebola, sondern auch die am 23. Dezember anstehenden Wahlen, die in sämtlichen Ecken des Kongo gerade Konflikte anheizen. In zahlreichen Provinzen werden derzeit politische Machtspiele ethnisch aufgeheizt, Milizen werden entweder von der Armee bekämpft oder von ihr aufgerüstet. Viele Kongolesen rechnen mit zunehmender Gewalt in den kommenden Monaten.

Diese Vorwahlzeit ist aber aus Sicht der WHO die entscheidende Phase in der Entwicklung des Ebola-Ausbruchs. Über 11.000 Menschen sind geimpft worden, 41 Infizierte sind sogar geheilt. Doch Salama warnt: „Wenn die WHO und ihre Partner Nord-Kivu verlassen müssten, hätten wir einen schweren Stand.“ Zwei Tage lang konnten die WHO-Mitarbeiter diese Woche nicht ausrücken. „Wir denken jedoch noch nicht über eine Evakuierung nach.“

Die Zivilgesellschaft in Beni hat bis Freitag eine Trauerwoche verkündet, samt Generalstreik gegen die Gewalt. Kizito Bin Hangi, Chef der Zivilgesellschaft, fordert „den Rücktritt der zivilen und militärischen Behörden von Beni“ und die Aussetzung des Kampfes gegen Ebola. „Denn es ist besser, durch Ebola zu sterben als durch die wiederholten Massaker.“

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