piwik no script img

Bremer AfD gegen FlüchtlingsaktivistenAuf menschenfeindlichem Kurs

Die Bremer Junge Alternative brüstet sich damit, ein Transparent der Initiative „Seebrücke“ geklaut zu haben. Menschenfeindliche Kommentare inklusive.

Diesen Flüchtlingen zu helfen wäre „Schlepperei“, sagt die Junge Alternative in Bremen Foto: dpa

BREMEN taz | Die Bremer „Junge Alternative“ (JA) brüstet sich auf Facebook damit, ein Transparent von Flüchtlingsaktivisten entwendet zu haben. Darunter finden sich auch menschenfeindliche Kommentare. Die Aktion verdeutlicht den radikalen Kurs der Bremer AfD.

Geklaut wurde das Transparent am Samstag. Der Bremer Ableger der bundesweiten Initiative „Seebrücke“, die sich für die Seenotrettung von Flüchtlingen einsetzt, veranstaltete einen Infostand in der Innenstadt. An einer Fußgängerbrücke über der Weser hängten die AktivistInnen Transparente auf, unter anderem mit der Aufschrift: „Seenotrettung ist kein Verbrechen“.

„Dann haben wir beobachtet, wie zwei Leute die Transparente abnahmen“, sagte eine Sprecherin von „Seebrücke Bremen“. Die AktivistInnen hätten den Männern eines der Transparente wieder entrissen. Sie seien daraufhin bedroht und rassistisch beleidigt worden. „Einem von uns wurde gesagt, er solle erstmal Deutsch lernen.“

Wie zunächst der Blog “AfD Watch Bremen“ am Dienstag berichtete, tauchte später dann ein Foto des geklauten Transpis auf der Facebook-Seite der JA auf. Die Polizei hatte von dem Vorfall bis Dienstag keine Kenntnis.

„Verdammte Schlepperschweine“

Robert Teske, Vorsitzender der JA Bremen, erklärte der taz, die Situation, in der das Transparent entwendet wurde, sei „entspannt“ gewesen. „Illegale Banner von einer Fußgängerbrücke zu entfernen stellt aus unserer Sicht keine Konfrontation mit dem politischen Gegner dar.“

Menschen aus Seenot zu retten sei „selbstverständlich richtig und notwendig“, so Teske. „Solange die Menschen danach allerdings nicht in Ihre Heimatländer zurückgeführt werden, handelt es sich um Schlepperei.“

Deutlicher wurden die Kommentare unter dem JA-Post. Dass Seenotrettung ein Verbrechen sei, heißt es da und man es mit „verdammten Schlepperschweinen“ zu tun habe.

Demonstrationsaufruf für Sonntag

Teske steht wie der Bremer AfD-Chef und Bundestagsabgeordnete Frank Magnitz und der Bürgerschaftsabgeordnete Alexander Tassis für einen besonders rechten Kurs der Bremer AfD. Sie alle haben Verbindungen zur rechtsextremen Identitären Bewegung.

Für Sonntag ruft „Seebrücke Bremen“ zu einer erneuten Demonstration ab 13 Uhr am Bremer Hauptbahnhof auf. Man wolle „wachsam und sensibel“ dafür sein, ob Rechte dort erneut provozierten, sagte die Bündnis-Sprecherin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Erst vor wenigen Tagen hatte der Landeschef der Niedersächsischen AfD-Jugendorganisation Jungen Alternative (JA), Lars Steinke, den Hitler-Attentäter, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, auf Facebook als “Verräter“ bezeichnet. Selbst Fraktionschef Alexander Gauland fordert den Parteiausschluss Steinkes und hat dessen Facebook-Eintrag als “Schwachsinn“ bezeichnet.



    Man darf gespannt sein, wie die AfD mit den neuerlichen Verfehlungen ihrer Jugendorganisation umgeht und ob die Ermittlungsbehörden hierzu von sich hören lassen.

    • @Thomas Brunst:

      ehrlich gesagt, finde ich, dieser aussage gehoert zu den weniger offensiven aus der afd-clique. dafuer einen parteiausschluss zu fordern, hat vermutlich einen ganz eigenen grund. denn natuerlich war stauffenberg ein verraeter an der nationalsozialistischen idee. er war parteimitglied, armeeangehoeriger, er hatte seine rolle im 3.reich dort, wo ihm sicher klar war, was sich abspielt. er wollte hitler nicht toeten wegen seiner verbrechen, sondern wegen seiner (vermeintlichen...) militaerischen fehlentscheidungen. es war die sorge um die erneute niederlage, nicht die sorge um menschen, gleich welcher "rasse" etc.



      wer dies ignoriert und stauffenberg zur speerspitze des deutschen widerstands erklaert, muss sich nicht wundern, das in deutschland der nazifaschismus freudig aufblueht. die ddr-techniken (alle nazis sind im westen) moegen sicher dazu beigetragen haben.



      allerdings: man musste man dann feststellen, das es nur sehr frueh einen (anarchistischen/komunistischen/sozialistischen) widerstand gegeben hat, der aus diversen gruenden keine schlagkraft entwickelt hat (zb weil es dem buergerlichen lager scheissegal war, siehe bonhoeffer: sie kamen fuer die komunisten, aber ich war kein kommunist, also sagte ich nichts...) und dann war... ende. alle gleichgeschaltet oder in der inneren emigration.