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Wir machen geile Kunst

Das RambaZamba Theater macht auch Musik. Hieu Pham ist Schauspielerin, singt und textet bei der hauseigenen Band 21 Downbeat und bei „Rausch Royal“ und talkt heute beim Festival Pop-Kultur

„Rausch Royal“ bei der Probe, vorne Aaron Smith, links Hieu Pham Foto: Foto: Pascal Rohé

Von Jens Uthoff

Es gibt Sachen, die müssen noch mal gesagt werden, auch wenn sie allzu offensichtlich erscheinen. „Wir sind kein Sozialprojekt. Wir machen geile Kunst“, erklärt Jacob Höhne gegen Ende des Interviews in der Kulturbrauerei unzweideutig. Der Intendant des RambaZamba-Theaters spricht im Allgemeinen von der Arbeit seines Ensembles, das aus Menschen mit und ohne Beeinträchtigung besteht, und im Besonderen von dieser frischen, jungen Band, die sich in dessen Kosmos gebildet hat: 21 Downbeat.

Fünf RambaZamba-Schauspielerinnen und -Schauspieler, darunter zwei mit Downsyndrom, haben 21 Downbeat vor zwei Jahren gegründet, geleitet wird die Band vom Schauspieler und Musiker Leo Solter. 21 Downbeat spielt experimentelle elektronische Musik mit schrägen Texten, bei Ramba­Zamba will man somit neben der erfolgreichen Theaterarbeit ein inklusives Musikprojekt etablieren, das state of the art ist: „Wir wollen damit so avantgardistisch wie möglich sein“, sagt Höhne, der vor einem Jahr die Intendanz übernahm. „Die Band soll gleichermaßen feuilleton- und charttauglich sein. Denn wenn wir so eine Band machen, dann bitte auch gleich ganz vorne.“

Mit diesem Anspruch passt 21 Downbeat sehr gut ins Line-up des Pop-Kultur-Festivals, das sich in diesem Jahr besonders dem Thema Inklusion verschrieben hat. Die Gruppe ist mit „Rausch Royal“ vertreten, einem personell etwas anders besetzten Kollaborationsprojekt, bei dem unter anderem Ja-Panik-Sänger Andreas Spechtl am Start ist. Am heutigen Abschlusstag des „Pop-Kultur“ wird das Projekt bei einem Talk vorgestellt. „Rausch Royal“ hatte bereits gestern Premiere und wird an drei weiteren Terminen im RambaZamba zu sehen sein.

Mit auf der Bühne wird dann Hieu Pham stehen, Sängerin von 21 Downbeat. Die 23-Jährige, die seit ihrer Geburt auf dem linken Auge blind ist, stand als Schauspielerin seit 2012 in neun RambaZamba-Inszenierungen auf der Bühne, sie spielte auch im Kinofilm „24 Wochen“ mit. Ensemblemitglied Pham, die während des Interviews neben Höhne sitzt, hat zwar durch die Band nun eine noch vollere Arbeitswoche, entdeckt aber auch neue kreative Potenziale an sich. „Ich merke, dass ich als 21-Downbeat-Sängerin und -Texterin freier bin“, erklärt sie.

Kosmisches Spektakel

Einige Liedtexte für die Band schreibt also Pham – zum Teil aber vertont man auch Gedichte und andere Texte. Im Rahmen von „Rausch Royal“ etwa werden dadaistische Texte von Hugo Ball bis Konrad Beyer mit Visuals des Berliner Künstlers Lillevan verrührt, sodass man wohl ein kosmisches Gesamtspektakel erwarten darf. Für Pham eine andere Erfahrung als die bisherigen Arbeiten mit der Band: „Für mich gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen 21 Downbeat und diesem speziellen Projekt, allein dadurch, dass wir nun zwei Schlagzeuger und eine Saxofonistin dabeihaben.“

21 Downbeat wird eine Band sein, die eine Leerstelle in dieser Stadt füllt

Auch über das Pop-Kultur-Festival hinaus wird 21 Downbeat eine Band sein, die eine Leerstelle in dieser Stadt füllt, zumal Menschen mit Behinderung als Akteure der etablierten Kulturinstitutionen in Berlin kaum vorkommen. Das Leuchtturmprojekt schlechthin in Sachen Musik und Inklusion sitzt mit Station 17/Barner 16 in Hamburg: Dort hat man es geschafft, Musik sehr selbstverständlich als Gemeinschaftsprojekt von Menschen aller Couleur zu verstehen und zu gestalten und zugleich famose Popmusik zu produzieren.

Das Gute an 21 Downbeat ist, dass sie um solche Pioniere wissen und sich vielleicht auch an ihnen orientieren, aber dem Ganzen eine sehr spezielle Berliner Note hinzufügen könnten. Denn das Sextett, das gern in Alien-Kostümen auf die Bühne tritt, steht auch für das rohe, anarchische Element der Berliner Clubkultur, für einen speziellen Humor. Es passt, dass man kürzlich mit Elektropunk T.Raumschmiere gemeinsame Sache machte.

Und wenn Pascal Kunze – neben Hieu Pham der zweite Sänger – zu krachenden Beats Zeilen wie „Am Arsch rasiert / macht lange noch nicht krank“ von Heinz Kahlau rezitiert, dann weiß man, 21 Downbeat sind auf einem guten Wege. Denn das muss doch auch wirklich noch mal gesagt werden.

Heute Abend 19 Uhr, Haus für Poesie, im Rahmen von Pop-Kultur, Kulturbrauerei, Talk mit Hieu Pham und Jacob Höhne. „Rausch Royal“: wieder am 24./25. 8., 28. 9. (jeweils 21 Uhr).

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