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Starke Frauen voller Energie

Finissage der Ausstellung „Ich habe mich nicht verabschiedet | Frauen im Exil“. Ein Treffen mit den Menschen hinter den Porträts

Von Vanessa Prattes

Selbstbewusst blickt sie in die Kamera. Ihre braun gelockten Haare liegen leicht auf der Schulter, sie trägt eine Jeansbluse und Jeans. Mariana ist eine starke Frau. Das spürt man sowohl auf dem Foto als auch in der Realität. Die syrische Studentin ist eine der porträtierten Frauen der Ausstellung „Ich habe mich nicht verabschiedet | Frauen im Exil“ im Museum Europäischer Kulturen. Bei der Finissage der Ausstellung bekamen die Besucher die Möglichkeit, die Frauen hinter den Bildern kennenzulernen.

Die Fotografin Heike Steinweg hat 2015 die Bilder der Geflüchteten in den Medien verfolgt. „Als 2015 so viele Menschen zu uns gekommen sind, sah man vor allem Gruppenfotos von schlimmen Si­tua­tio­nen wie den Eindrücken von der Balkanroute. Am Anfang rief das noch große Hilfsbereitschaft hervor, die aber irgendwann kippte.“ Die Fotografin fragte sich: Wer kommt denn da? Oder: Wie geht es weiter?

In einem Frauencafé einer Berliner Notunterkunft lernte sie starke Frauen „voller Energie und mit neugierigen Augen“ kennen, erinnert sich die Fotografin. „Menschen, die es auf sich nehmen, ihr Land zu verlassen, müssen mutig sein“, findet die Fotografin.

Erst 15, dann 33 Porträts

Dort entstand der Wunsch, diese Energie festzuhalten und für andere sichtbar zu machen. Aus den 15 ersten Bildern entstand schnell eine Ausstellung mit 33 Porträts, die die Frauen sowohl visuell als auch mit Geschichten aus ihrem Leben vorstellen. Auf diese Art möchte Heike Steinweg den Betrachter*innen bewusst machen, dass hinter den Geflüchteten Individuen stecken. „Flucht ist Teil des Lebens und nicht die Identität“, stellt die Fotografin fest. Der Mensch steht bei ihr im Vordergrund. „Wir sollten uns immer wieder daran erinnern. Es handelt sich um Menschen und nicht um Zahlen“, sagt sie.

Dass unter den Porträts keine Verweise auf die Biografien zu finden sind, sondern kleine Texte der Frauen, ist bewusst intendiert. „Die Besucher lesen zuerst den Vornamen, sie sollen die Bilder neutral betrachten und über das Gesagte nachdenken“, erklärt die Fotografin. Erst in den ausliegenden Büchern erfährt man mehr zu den Texten der Frauen.

Sie sei froh, dass sie die Ausstellung in Dahlem habe realisieren können. Denn „das Museum Europäischer Kulturen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem weitem Thema der Migration“, wie Kuratorin Irene Ziehe ergänzt. Im Rahmen der Ausstellung gab es daher viele Veranstaltungen wie eine Podiumsdiskussion zum Thema Flucht und Exil als Chance oder einen Vortrag von einer der Porträtierten. „Wir wollten nie über die Frauen, sondern mit ihnen reden“, hält die Kuratorin fest.

Die Studentin Mariana lebt seit 2015 in Berlin. Hier leitet und koordiniert sie Selbsthilfegruppen im Café LouLou. Eine der Gruppen besteht aus jungen arabischen Männern, die sich mit ihr über Gleichberechtigung der Geschlechter austauschen. Sie ist sehr froh darüber, Teil der Ausstellung zu sein. „Hier bekommen die Menschen eine neue Idee von den Frauen“, sagt die junge Syrerin. Dies sei besonders in einer von AfD und Seehofer geprägten Zeit wichtig.

Im Anschluss tritt dann der syrische Frauenchor Haneen auf. Die Chormitglieder tragen grüne Schals als Erkennungszeichen. Grün gilt als die Farbe des Islams, symbolisiert aber auch Hoffnung. „Der Chor möchte ausdrücken, was die Mitglieder erlebt haben, aber auch die fröhliche syrische Musik weitertragen“, sagt Gründerin Raja Banout.

Mariana tanzt fröhlich und fordert andere zum Aufstehen auf. Sie ist schnell nicht mehr alleine.

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