piwik no script img

Sepp Blatter wird in Russland hofiertEr ist wieder da

Dem guten Sepp aus dem Wallis wird in Moskau der rote Teppich ausgerollt. Das gefällt seinem Nachfolger und Doppelgänger Infantino nicht.

Immer mittendrin: Putin-Freund Sepp Blatter Foto: dpa

Nischni Nowgorod taz | Blatter is back. Eigentlich, ist er ja immer noch Präsident der Fifa, wie er nach seiner Ankunft in Moskau verriet. Den Statuten nach hätte er nämlich abgewählt werden müssen und das sei nie passiert. Der gute Sepp aus dem Wallis hat auch im Alter von 82 Jahren nichts von seinen Qualitäten eingebüßt und er gibt mal wieder den Gute-Laune-Onkel bei einer Fußball-WM. Er lässt sich von den Widrigkeiten der Realität nicht beirren, er macht es sich stets in seiner eigenen Realität gemütlich – das war schon immer seine große Stärke.

Sein Nachfolger Gianni Infantino muss sein größter Bewunderer sein. Denn er gleicht ihm in seiner Amtsausführung wie ein siamesischer Zwilling. Nur an dieser conférencierartigen Lässigkeit von Blatter reicht er noch nicht ganz heran, aber das kann noch werden. Kritik lächelt Infantino, der gleichfalls aus dem Wallis stammt, ebenso gekonnt weg.

Als er jüngst beim Fifa-Kongress von der Transparenz und Integrität seiner Organisation schwärmte und ihn später ein britischer Journalist auf die noch immer ungelösten Fälle der Ethikkommission ansprach, entgegnete er amüsiert: „Sie müssen auch immer das Haar in der Suppe suchen.“ Und er verwies lächelnd auf seinen blanken Schädel.

Ausgerechnet zur größten Festzeit taucht nun Doppelgänger Blatter auf, dass kann Infantino gar nicht schmecken. Ausgerechnet jetzt, da er sich für eine zweite Amtszeit profilieren möchte. Ausgerechnet jetzt, da er überall immer wieder erzählt, dass die Fifa ein völlig anderer Verband geworden ist, der nichts mit dem korrupten System von früher zu tun hätte.

Der 48-Jährige beißt sich bislang auf die Zunge, aber im Inneren muss es in ihm brodeln. Die ganze Aufmerksamkeit, die ihm von Russlands Machthabern zuteil wurde, dieses Wohlwollen und viele Lob, muss er sich nun mit seinem Vorgänger teilen. Schlimm ist besonders: Die Gleichbehandlung der russischen Machthaber von Infantino und Blatter macht ganz gut deutlich, dass sich in der Fifa-Führung nicht viel verändert hat. Im Kreml schätzt man eben die Kontinuität im Fußballweltverband.

In den Hofstaat von Putin aufgestiegen

Der russische Vize-Präsident Witali Leontjewitsch Mutko, der sich möglicherweise trotz seiner Delegierung nach dem Dopingskandal als heimlicher Sportminister fühlt, hat Blatter bereits empfangen. Und wenn es ganz schlimm kommt für Infantino, wird es auch noch ein Treffen zwischen Putin und Blatter geben. Bestens haben sich die beiden schon immer verstanden.

Sepp Blatter ist die entscheidende Figur im Weltverband gewesen, die Russland den Weg zu dieser Weltmeisterschaft geebnet hat. Nach seinem Amtsantritt hat Infantino nur ein weiteres Mal wieder den Blatter gegeben und stieg damit ebenfalls in den Hofstaat von Putin auf. Mit größter Ergebenheit ist er Russlands Präsidenten zugetan. Die Slapstick-Einlage beim Fifa-Kongress vor zwei Wochen ist noch in bester Erinnerung, als der Fifa-Chef Putin entgegeneilte, die falsche Treppe nach unten nahm und der Staatschef bereits auf der Bühne stand.

Nun will wieder dieser Blatter mitspielen. Die Fifa mag zwar Blatter bis 2021 für alle Tätigkeiten im Fußball gesperrt haben, in dessen Wahrnehmung ist er immer noch der Chef des mächtigsten Weltfußballverbandes. Gianni Infantino wird sich das merken. Sollte er einmal geschasst und nicht abgewählt werden, man weiß es schon jetzt, der Imitationskünstler wird sagen: er sei immer noch der eigentliche Präsident.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!