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Kein Seehofer, zu viel Gelaber

MEDIENTAGE Immerhin das kam raus: ProSieben will stärker auf Pay-TV setzen

Wie bekommen die Münchner Medientage es eigentlich hin, dass sich hier Jahr für Jahr eine immer größer werdende Zahl von hochbezahlten Unternehmenslenkern widerstandslos über gut zwei Stunden vollschwallen lässt? Und das auch noch von Helmut Markwort. Der Focus-Chef hatte heuer beim Eröffnungspanel sogar 14 Medienmächtige zu Gast, garniert mit Telekom-Vorstand René Obermann und Google-Teileuropachef Philipp Schindler als Buhmänner für die etablierte, aber kriselnde Medienwelt.

Interessant blieb also, wer nicht da war: Spekulationen, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer würde seinen ersten großen Auftritt in München nutzen, um die medienpolitische Führung der CDU/CSU wieder heim in den Freistaat zu holen, nachdem sie an den Schwaben Günther Oettinger, der demnächst ja als EU-Kommissar nach Brüssel muss, verloren gegangen war, liefen ins Leere. Denn der CSU-Chef, obwohl in dieser Angelegenheit gar nicht stimmberechtigt, war am Mittwoch in Berlin – zur Kanzlerinnenwahl. Und so blieb es am Erfolgsautor Richard David Precht hängen, für immerhin etwas Tiefgang zu sorgen: Ihm ging es um das Verschwinden der Öffentlichkeit, wenn immer mehr Menschen als „Masseneremiten“ in den unendlichen Special-Interest-Nischen des digitalen Zeitalters wohnen, statt sich gemeinsam über sich und ihre Gesellschaft auszutauschen. Das war der Panelbesatzung für die Diskussion dann aber doch zu hoch.

Was also gibts’s wirklich Neues? ProSieben will stärker auf Pay-TV setzen und bis 2014 nur noch zwei Drittel des Umsatzes mit klassischer Werbung machen. Das halten Experten allerdings für höchst unrealistisch. Und die Ministerpräsidenten der Länder beraten heute über die Rundfunkgebührenreform. Die Union, so viel immerhin wurde am Mittwoch klar, wünscht sich eine einheitliche Medienabgabe pro Haushalt bzw. Arbeitsstätte. STEFFEN GRIMBERG

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