Anja Krüger über Harley-Davidsons Flucht vor Trump: Nicht zu früh freuen!
Ausgerechnet die US-Kultmarke Harley-Davidson hat sich wegen Donald Trumps „America first“-Politik zu einer Produktionsverlagerung in andere Länder entschlossen. Die Nachricht schreit nach Schadenfreude über den Präsidenten, der für solche Kapriolen sorgt. Aber Vorsicht: nicht zu früh freuen!
Für Trump ist die Sache in der Tat blamabel. Immer wieder hat er den Motorradhersteller als US-Firma angeführt, die er wie die ganzen USA „great again“, „wieder groß“, machen will. Doch statt zu alter Stärke führt Trumps Politik das legendäre Unternehmen geradewegs in den Ruin. Harley-Davidson hat seine besten Jahre hinter sich, die Konkurrenz ist groß, die Kunden werden immer älter. Trumps Politik könnte den Todesstoß geben: Seine hohen Zölle auf importierten Stahl erhöhen die Produktionskosten in den USA, die Gegenzölle der EU verringern die Absatzchancen auf dem zweitwichtigsten Markt.
Das zeigt die fatalen Folgen der US-Handelspolitik. Aber damit kündigt sich nicht ihr Scheitern an. Eine Kehrtwende ist leider nicht zu erwarten. Trumps Zölle treffen die, die sie schützen sollen – das gilt für Harley-Davidson und viele andere US-Firmen. 20.000 US-Unternehmen haben Zollbefreiung für importierten Stahl beim US-Handelsministerium beantragt, den sie dringend brauchen. Geht die Zollspirale weiter, werden noch viel mehr Firmen Probleme bekommen. Aber das nimmt Trump in Kauf. Er wird alle Schäden, die er verursacht, anderen in die Schuhe schieben, der EU zum Beispiel. Und so unfassbar es ist: So manches spricht dafür, dass das bei seinen AnhängerInnen verfängt.
Viele halten Trump für einen unberechenbaren Präsidenten, der wankelmütig ist. Eine Fehleinschätzung. Der Mann hat einen Masterplan: Er will eine andere Weltwirtschaftsordnung. Wie die aussehen soll, weiß außer ihm und seinem Umfeld keiner. Die Welt sollte Trump nicht mit offenem Mund zuschauen, sondern versuchen, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Es ist Zeit für einen eigenen Masterplan.
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