Bert Schulz denkt über Symbolik in der Politik nach: Auf dem Kita-Gipfel der Verzweiflung
Der Reim und die Politik, das ist eine schöne Verbindung. Etwa beim sprichwörtlichen „Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis.“ Eigentlich ist das ein Ausdruck größtmöglicher Verzweiflung, dem plötzlich durch den schönen Rhythmus und den fast passenden Gleichklang am Zeilenende eine kaum mehr erwartete Dynamik innewohnt. Das Ergebnis bleibt freilich im Ungewissen.
Es gibt noch eine Steigerung: „Siehst du keine Wipfel mehr, dann muss schnell ein Gipfel her.“ Offenbar ist es bei Bildungssenatorin Sandra Scheeres so weit: Sie findet keinen Ausweg aus dem düsteren Kita-Wald. Man kann es ihr nicht verdenken, denn niemand springt ihr bei: Die Eltern jammern über fehlende Plätze für ihre Kinder und drohen mit Klagen, schließlich besteht ein Rechtsanspruch; die Bezirke geben den Druck gern an die SPD-Senatorin weiter, doch der Markt für ErzieherInnen ist leer gefegt. Scheeres Ausweg: ein Kita-Gipfel.
Der soll kommenden Freitag stattfinden. Teilnehmen werden Kita-Träger und -Verbände, Gewerkschaften, ElternvertreterInnen und Fachhochschulen. Die Senatorin hofft, dort Strategien gegen den Mangel von Fachkräften zu entwickeln und Ideen zu finden, wie Eltern bei der Suche nach Betreuungsplätzen geholfen werden kann.
Schnelle Besserung ist aber nicht zu erwarten. Das weiß auch Scheeres, die offen von „großen Herausforderungen“ spricht, dem politischen Synonym für „ziemlich hoffnungslos“. Bleibt das Symbol des Gipfels: Die Spitzenmenschen da ganz oben werden alles geben, lautet das Versprechen – mehr sei eben nicht drin. Reicht das den BerlinerInnen nicht, können sie immer noch mit einem Klassiker schimpfen: „Außer Spesen nix gewesen!“
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