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Kommentar Drohendes TTIP lightGenmais bleibt Genmais

Kommentar von Anja Krüger

Viele Menschen wollen lieber ein schlechtes Wirtschaftsabkommen mit Trump als einen Handelskrieg. Doch TTIP light ist nicht die Lösung.

Mit vielen fantasievollen Aktionen haben schon Millionen Menschen gegen TTIP protestiert Foto: dpa

T otgesagte leben länger. Das gilt auch für das transatlantische Handelsabkommen TTIP, gegen das Millionen Menschen auf den Straßen Europa demonstriert haben. Der umstrittene Wirtschaftspakt ist an diesem Protest und dem Unwillen oder der Unfähigkeit der damaligen VerhandlungspartnerInnen von EU und USA gescheitert. Jetzt möchte die Bundesregierung TTIP in einer abgespeckten Variante wiederbeleben, um den Handelsstreit zwischen EU und USA zu schlichten. Das wird leider auch bei etlichen früheren TTIP-SkeptikerInnen auf Zustimmung stoßen.

So manche und mancher wird sich nach der Wahl des US-Präsidenten Donald Trump gefragt haben, ob der Protest gegen TTIP überhaupt richtig war. Der brachiale Kurs des Präsidenten im europäisch-amerikanischen Handelsstreit über Stahl- und Aluminiumimporte nährt solche Zweifel. Lieber ein unschönes Abkommen als gar keines, denken viel nun.

Denn was, wenn der Konflikt sich zu einer Weltwirtschaftskrise auswächst? Dass die Grünen mit Hinweis auf Trump grundsätzlich über ihre Position zu Freihandelsabkommen nachdenken wollen, zeigt das Dilemma. Die früheren AktivistInnen gegen TTIP stehen in den Startlöchern, um Proteste gegen eine mögliche Light-Variante in Gang zu setzen. Sie werden es schwer haben.

Denn: Auch wenn der Protektionismus des amerikanischen Präsidenten sehr beunruhigend ist, ein Abkommen wie TTIP ist trotzdem die falsche Lösung. Auch nicht in abgespeckter Form ohne Schiedsgerichte und andere Privilegien für Großunternehmen.

Donald Trump ändert nichts an den Gründen, warum TTIP der falsche Weg ist. Niedrige Zölle auf Stahl und Aluminium für Exporte in die USA als Gegenleistung für Genmais oder mit Hormonen behandeltes Fleisch für Importe in die EU – das ist ein ganz schlechter Tausch. Ein Handelsabkommen, das den Verbraucherschutz aushebelt und eine unökologische und ausbeuterische Wirtschaft stärkt, wird nicht dadurch besser, dass es Donald Trump abgetrotzt wird.

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14 Kommentare

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  • Der Anteil des Agrarvolumenens an TTIP ist marginal,es spricht doch nichts dagegen ,über die anderen Produkte und Dienstleistungen ein Abkommen zu schliessen ,es sei denn auf diesem Wege soll z.b. die Gentechnik in Europa wirtschaftsfähig gemacht werden.

    Das ist Lobbyarbeit vom Feinsten und zeigt die Macht der Konzerne .

  • 8G
    83421 (Profil gelöscht)

    Jeder Mais hat Gene.

  • Die "Argumente" gegen Genmais sind in die selbe BS-Kategorie einzuordnen wie die Behauptung der Mensch trägt nicht zum Klimawandel bei.

  • Und? Ist Genmais irgendwie schädlich? Gibt es dazu irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse?

    • @Bernhard Hellweg:

      Beispiel Genbaumwolle: Für die Volksrepublik China wurden in der bisher größten Studie (282 Bauern in mehreren Provinzen) für die Anbausaisons 1999, 2000 und 2001 im Durchschnitt Insektizideinsparungen von 66 % und Ertragssteigerungen von 24 % bei Saatgutkostensteigerungen von US$32 pro Hektar beobachtet, was zu Deckungsbeitragssteigerungen von US$470 führte.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Ich weiß nicht, warum man hier ausgerechnet gegen GV-Mais ist.

    Europa produziert viel zu wenig eiweißhaltige Pflanzen (Futter für die Tierhaltung) und muss somit z.B. Soja importieren.

    Fast alle angebauten Soja-Pflanzen sind heute gentechnisch verändert ...

    • @73176 (Profil gelöscht):

      Eine Lösung wär vielleicht, mehr Gemüse zu essen statt Mais. Dann brauchen auch nicht mehr so viele Futter-Pflanzen angebaut werden.

      • @Artur Möff:

        Das stimmt wohl. Man koennte auch die Urlaubsfluege auf ein Maximum von einmal pro Jahr beschraenken, um die Ozonschicht zu schonen.

  • Irgendwie ist der Gedanke ja doch witzig dass Trump-Wähler Genmais oder mit Hormonen behandeltes Fleisch futtern müssen :)))

    • @Nazanin Gholeh:

      9 von 10 US-Amerikaner wünschen sich eine Kennzeichnungspflicht für solche Lebensmittel. Verhindert wird diese durch einflußreiche Lobbygruppen.

       

      Trump versprach seinen Wählern er würde gegen Lobbyismus vorgehen.

       

      Dahingestellt ob er es auch tatsächlich tut dennoch: was sie witzig finden hat Trump geholfen Präsident zu werden.

  • Die Politiker werden das du was sie sie immer tun. Nämlich der Wirtschaft dienen und nicht dem Volk, das sie gewählt hat.

    Genmais und andere Grausamkeiten.

    Solange sie es deutlich - in deutscher Sprache, damit er auch ältere Leute, die kein Amerikanisch oder Englisch gelernt haben, verstehen- auf jeder Packung zu lesen ist.

    Aber ich fürchte auch da wird der Berufspolitiker einen Weg finden das Volk wie üblich hinters Licht zu führen.

    Wie hat Merkel sich doch sinngemäß ausgedrückt: Marktkonforme Demokratie!

    Na dann, alle Machte den Konzernen!

  • Nach dem Lesen des Beitrags weiß ich nun, was alles NICHT geht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin in einem zweiten Teil ihres Beitrags erkundet hätte, welche akzeptablen und durchsetzbaren Vorschläge es stattdessen gibt, um im Idealfall eine Win-Win-Situation zu schaffen.

     

    Denn nur NEIN zu sagen, ohne geeignete Gegenvorschläge, ist billig, bringt uns aber nicht weiter!

    • @Pfanni:

      Den gibt es. Die USA regen sich seit ca 20 Jahren über die niedrigen Rüstungsausgaben der Deutschen auf.

      Einfache Lösung wäre, wenn wir mal eben für 20-30 Milliarden Rüstungsgüter in den USA einkaufen.

       

      1. Das würde die Probleme der Bundeswehr beheben.

      2. Es würde das Handelsdefizit der USA gegenüber Deutschland etwas abbauen.

      3. Die USA könnten weniger in die Verteidigung der EU investieren und sich mehr um Infrastruktur kümmern, wenn sie nicht seit Jahrzehnten als Ausputzer für die unterfinanizierte Bundeswehr und andere EU-Armeen herhalten müssten.

      • @EinfachIch:

        @ EINFACHICH: Bitte nur ernstgemeinte Vorschläge, bei denen beide Partner gewinnen! Das ist nicht der Fall, wenn der Gewinn bei dem Einen dem Anderen einen gleich hohen Verlust bringt (wie das m. E. beim Handel mit Rüstungsgütern der Fall ist).

         

        Ich meine aber eine Situation, bei der die gelieferten Güter dem Einen und das bezahlte Geld dem Anderen Nutzen bringen.