Tourismus auf den Philippinen: Trauminsel wird geschlossen
Die Umwelt der Insel Boracay soll geschützt werden. Doch kurz zuvor bewilligte die Regierung dort noch ein Mega-Casino und ein Großhotel.
Geht es nach dem Willen der Regierung von Präsident Rodrigo Duterte, dürfen ab Donnerstag nur noch Bewohner mit entsprechenden Ausweisen auf die knapp zehn Quadratkilometer große Insel. Duterte hat dem ökologisch angeschlagenen Eiland „stinkendes“ Wasser bescheinigt und es in der ihm typischen Ausdrucksweise „Jauchegrube“ genannt. Jetzt verlangt er Boracays Runderneuerung.
Das von Reisemagazinen schon zur „schönsten Insel der Welt“ gekürte Eiland hatte im vergangenen Jahr zwei Millionen Besucher. Chinesen sind inzwischen die größte Gruppe. Die Insel bringt dem Land im Jahr etwa eine Milliarde US-Dollar an Einnahmen.
Wegen seiner weißen Sandstrände und des kristallklaren Wassers war Boracay, 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila, mal ein Geheimtipp. In den 1980er Jahren setzte ein Tourismus- und Bauboom ein.
Touristischer Wildwuchs
Auf der Insel mit heute 40.000 Einwohnern entstanden so viele illegale Hotel- und Restaurantbauten, die ihre Abwässer ungeklärt in das vormals türkise Meer leiten. Die Behörden drückten für Geld oft beide Augen zu.
Dass der Umweltschutz in Boracay gestärkt werden muss, ist unstrittig. Umstritten ist, wie. Denn die Schließung der Insel straft auch jene, die Vorschriften eingehalten haben. Auch raubt die Schließung fast allen Bewohnern den Lebensunterhalt.
Zwar hat die Regierung Unterstützung aus einem Katastrophenhilfsfonds versprochen. Doch hat sie Medienberichten zufolge noch nicht die dafür nötigen Schritte eingeleitet.
Dafür hat die Regierung jetzt erst einmal eine 630-köpfige Polizeitruppe geschickt, die auf der Insel seit Wochenbeginn Übungen durchgeführt hat. Die Sondertruppe hat das Auflösen einer Demonstration geübt, schwer bewaffnet die Befreiung gekidnappter Touristen und das Bekämpfen von Terroristen trainiert. Das dürfte Boracays Bewohner vor allem eingeschüchtert und die letzten verbliebenen Touristen abgeschreckt haben.
Bericht: Regierung agiert planlos
Das Duterte-kritische Nachrichtenportal Rappler, gegen das die philippinische Justiz derzeit wegen angeblicher Steuervergehen ermittelt, verweist darauf, dass die Regierung bis heute keinen Masterplan für die Insel hat. Andere Medien berichten, es sei noch unklar, ob die Zahl der Touristen künftig begrenzt werden solle.
Dem steht entgegen, dass die Regierung kurz vor Ankündigung der Schließung der Insel dort den Bau eines großen Casinoressorts (23 Hektar) und eines Hotelprojekts (1.001 Zimmer) bewilligte. Hinter beidem stehen chinesische Firmen.
„Die Regierung sollte einheimische Geschäftsleute gegenüber ausländischen Konzernen unterstützen“, fordert der Kongress-Abgeordnete Carlos Zarate. Der Umweltschutz sei doch eher ein Vorwand. „Der Verkauf unserer Ressourcen an ausländische Firmen schadet unserer Umwelt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen