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Vattenfall will Hamburg verkohlen

Kohlekraftwerk Moorburg soll Fernwärme für die Stadt produzieren. Umweltverband spricht von Kampfansage ans Klima

Von Sven-Michael Veit

Vattenfall will nun doch das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg an das Fernwärmenetz der Stadt anschließen. Einen Antrag auf Genehmigung hat der Energiekonzern bei der Hamburger Umweltbehörde gestellt. Geplant ist der Bau einer gut fünf Kilometer langen Leitung zur Ankoppelung des Meilers an das bestehende Netz. Das sei notwendig, um eine „zeitnahe Ersatzlösung“ für das veraltete Heizkraftwerk Wedel im Westen Hamburgs zu finden, heißt es in den Antragsunterlagen, die der taz vorliegen.

Als „Kampfansage an alle Klimaschützer“ bewertet Manfred Braasch von der Umweltorganisation BUND diesen Vorstoß. Zudem stelle sich Vattenfall gegen die Pläne des grünen Umweltsenators Jens Kerstan, aus der Kohle auszusteigen, und versuche, den Volksentscheid von 2013 zur Rekommunalisierung der Energienetze zu unterlaufen. Dieser sieht ausdrücklich eine Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien vor.

„Wir haben einen Koalitionsvertrag, Klimaziele und einen bindenden Volksentscheid, und wir wollen den schnellstmöglichen Kohleausstieg in der Wärme“, hatte Kerstan kürzlich bekräftigt. Vor zwei Wochen hatte er auf dem grünen Landesparteitag publikumswirksam die Volksinitiative „Tschüss Kohle“ unterschrieben, die den Kohleausstieg Hamburgs erreichen will.

Die Umweltbehörde lädt nun alle Beteiligten, auch Umweltverbände, für den 27. April zu einer ersten Anhörung ein, um die Grundlagen für eine Umweltverträglichkeitsprüfung festzulegen. Das sei „ein rechtliches Planverfahren, das wir als Genehmigungsbehörde nun entsprechend der üblichen Verfahren einleiten“, erklärte die Umweltbehörde. Inhaltlich aber „könnte ein Dissens zur wärmepolitischen Position“ der Behörde bestehen.

Vattenfall beweise, kritisiert Stephan Jersch, Umweltpolitiker der Linksfraktion in der Bürgerschaft, „dass er nicht Partner, sondern Gegner ist – für Hamburg, den Volksentscheid und das Klima“.

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