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DER RECHTE RANDWAS DIE RECHTE SZENE HEUTE SO ALLES AM LEIB TRÄGTVersteckspiel auf der Brust

Das Motiv auf dem T-Shirt erinnert an einen Filmklassiker: ein weißer Hai mit aufgerissenem Maul, dazu der Text: „It is great to be white“, es ist großartig, weiß zu sein. Auf der Straße dürfte das Leibchen wohl nicht besonders auffallen, auch in der Schule oder auf der Arbeit dürfte die politische Botschaft nicht von jedem bemerkt werden.

So wie „Max H8“, die Modemarke von Marc Stange, operieren zunehmend auch andere einschlägige Labels der rechtsextremen Szene: Sie setzen auf Uneindeutigkeit. „Dieses Versteckspiel ist Strategie“, sagt Reinhard Koch von der Braunschweiger Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Arug). Einerseits sei, wer solche Kleidung trägt, für Nichteingeweihte kaum als Rechtsextremist identifizierbar – aber sehr wohl für die Kameraden, die den Code verstehen. „Es ist eine selbstbewusste Selbstdefinition, die jetzt auch stark im Lifestyle angeboten wird“, sagt Koch. Selbstbewusst auch deshalb, weil Bilder und Botschaften mit einer neuen Bedeutung aufgeladen würden.

Vom niedersächsischen Cremlingen (Kreis Wolfenbüttel) aus vertreibt Stange, seit Jahren in der Szene zwischen NPD und Kameradschaften aktiv, online seine Produkte. Hinter dem Labelnamen „H8“ verbirgt sich das englische Wort „hate“, zu deutsch Hass, erweitert um die Vorsilbe „Max“ propagiert man also in etwa „maximalen Hass“.

Insgesamt elf solcher Anbieter einschlägiger Szene-Artikel gibt es in Niedersachsen, die weiterhin auch ganz und gar eindeutige Bekleidung im Programm haben. Dieses Geschäft will sich offenbar auch Stange nicht ganz entgehen lassen: In seinem Onlineshop wird ein Poster angeboten, auf dem ein kräftiger blonder Mann mit freiem Oberkörper auf einem Dunkelhaarigen hockt, auf ihn einprügelt. Der Text dazu: „Max H8 Germany – Zero Tolerance“.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

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