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DAS WICHTIGERE DUELL: MERKEL GEGEN DEN DGBHoffnung, dass der Aufschwung kommt

Das spannendste Duell dieses Wahlkampfs hat nicht am Sonntag vor laufenden Fernsehkameras stattgefunden, sondern gestern hinter verschlossenen Türen in der DGB-Zentrale. Dort traf die voraussichtliche Wahlgewinnerin Angela Merkel auf einen Gegner, der ihre Regierungszeit wesentlich stärker beeinflussen dürfte als ihr Kontrahent vom Sonntagabend. Während sich Noch-Kanzler Gerhard Schröder in zwei Wochen wohl aus der Bundespolitik verabschiedet, steht dem Gewerkschaftsvorsitzenden Michael Sommer der schwierigste und wichtigste Teil seiner Amtszeit erst noch bevor. Mit Merkel muss er sich auf eine Kanzlerin einstellen, die mehr als nur Komma-Änderungen bei den Arbeitnehmerrechten plant, die einen Generalangriff auf alles, was den Gewerkschaften heilig ist, vorzubereiten scheint. Wie hart dieser Kampf wird, hängt davon ab, ob Merkel pur – mit der FDP – oder abgemildert – mit der SPD – regieren kann.

Merkels erfolgversprechende Umfragezahlen müssen Sommer fast verzweifeln lassen. Denn im Unterschied zu allen bisherigen Kandidaten kündigt Merkel ganz offen an, was sie den Werktätigen wegnehmen möchte, vom Kündigungsschutz bis zur Steuerfreiheit für Nacht- und Schichtarbeit. All das scheint bisher eine Mehrheit nicht davon abzuhalten, für Union oder FDP zu stimmen. Im Gegenteil. Wählen also die dümmsten Kälber ihre Metzger selber? Trifft der auf die Linkspartei gemünzte Stoiber-Spruch in Wirklichkeit auf die Union zu?

Mit dieser schlichten und herablassenden Erklärung würde es sich der DGB zu einfach machen. Viele Menschen nehmen ganz bewusst in Kauf, dass ihre Rechte eingeschränkt und die Reallöhne gekürzt werden. Weil bei der SPD niemand weiß, wohin sie nach Schröder steuert, tut sich Merkel leicht: Ihr brutales Programm scheint vielen offenkundig besser als gar keines. Ihr „ehrlicher“ Wahlkampf würde Merkel im Falle eines klaren Wahlsiegs für Schwarz-Gelb die Legitimation verleihen, ihre Pläne umzusetzen. Vor allem Arbeitslose wählen Merkel – in der Hoffnung, dass der Aufschwung kommt. Das mag naiv sein. Aber bis zum Beweis des Gegenteils wird es der DGB schwer haben, dagegen anzukämpfen. LUKAS WALLRAFF

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