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Kommentar Gewalt im GazastreifenVersöhnung gescheitert

Kommentar von Susanne Knaul

Während der Ostertage machte der Tod von 17 Menschen in Gaza Schlagzeilen. Ein hoher Preis, um auf die Not der Palästinenser aufmerksam zu machen.

Protest mit Licht: Palästinenser reflektieren im Gazastreifen die Sonne Foto: ap

E in Ziel haben die Demonstranten im Gazastreifen schon erreicht: Die Palästinenser sind international wieder im Gespräch. Der Tod von 17 Menschen, die erschossen wurden, weil sie sich zu dicht an die israelischen Grenzanlagen wagten, machte während der Ostertage Schlagzeilen. Es ist ein hoher Preis, den die Palästinenser bezahlen, um auf ihre Not aufmerksam zu machen. Die Hamas nahm die zivilen Opfer in Kauf. Der feige und skrupellose Missbrauch der Palästinenser im Gazastreifen gehört zu ihren Methoden.

Der Rest der Welt solidarisiert sich nun mit den Friedlichen, den Wehrlosen und den Opfern. Mehr denn je ist der Gazastreifen auf internationale Solidarität und Finanzhilfen aus dem Ausland angewiesen. Die jüngsten Nachrichten aus der Grenzregion könnten die Bereitschaft potenzieller Geberstaaten vergrößern, jene Lücke im Budget zu füllen, die US-Präsident Donald Trump bei der UNRWA hinterlässt, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten.

Die Idee zum „Marsch der Rückkehr“ kam diesmal weder von den Islamisten noch von der Fatah. Die Hamas hatte sich den Protest zwar frühzeitig zu eigen gemacht, es waren aber die Palästinenser im Gazastreifen, die den Streit zwischen den beiden großen Parteien so satt haben wie die Belagerung selbst – und die selbst die Initiative ergriffen, weil die Führungsebenen weder hier noch dort vorankommen.

Der Prozess der innerpalästinensischen Versöhnung ist gescheitert, der Riss zwischen dem Westjordanland und dem Gazastreifen scheint sich nur noch weiter zu vertiefen. Die Hamas gibt sich beim „Marsch der Rückkehr“ versöhnlich, betont die Überparteilichkeit der Kundgebungen und macht im Rennen um die Popularität Punkte, während Präsident Mahmud Abbas aus der Entfernung zusehen muss, wie seine Durchsetzungsfähigkeit schwindet.

Wenn der Protest in den kommenden Wochen friedlich verläuft, wird die internationale Solidarität für den Gazastreifen wachsen. Gewalt hingegen hat die Palästinenser ihrem Ziel der Eigenstaatlichkeit nie näher gebracht. Damit der Tod der 17 Männer aus dem Gaza­streifen nicht umsonst war, gilt es für die Demonstranten, am ursprünglichen Ziel der Gewaltlosigkeit festzuhalten.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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18 Kommentare

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  • Die Behauptung, dass die israelische Armee auf unbewaffnete Demonstranten geschossen habe, ist wohl der Hamas-Propaganda entsprungen. Der Wahrheit entspricht sie jedenfalls nicht.

     

    Es gab von Seiten der Demonstranten Angriffe mit Steinschleudern (die durchaus tödlich sein können) und brennenden Reifen, auch Schüsse wurden auf die israelischen Soldaten abgegeben. Bewaffnete versuchten, die Grenze zu durchbrechen und auf israelisches Territorium vorzudringen.

     

    Die IDF hat dokumentiert, dass die Getöteten überwiegend Militante der Hamas oder anderer Terrorgruppen waren. Auf dem Blog "Elder of Ziyon" gibt es dazu eine Menge Material.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Den ersten Absatz dieses Artikels muss Mann/Frau 2 x lesen, um den ganzen Zynismus von Frau Knaull zu vestehen: "Ein Ziel haben die Demonstranten ...schon erreicht: (sie) ...sind wieder im Gespräch. Der Tod von 17 Menschen, ...machte ...Schlagzeilen. ... ein hoher Preis, den die Palästinenser bezahlen, um auf ihre Not aufmerksam zu machen. Die Hamas nahm die zivilen Opfer in Kauf. Der feige und skrupellose Missbrauch der Palästinenser im Gazastreifen gehört zu ihren Methoden."...nicht die 100 israelischen Scharfschützen sind feige und skrupellol, weil sie aus sicherer Entfernung in die demonstrierende Gazabevölkerung in ihrem Gefängnis schiessen, sondern die Hamas... .ist das der Journalismus, den die TAZ jetzt pflegt?

    • @81622 (Profil gelöscht):

      also hätten die mit Steinen und brennenden Geschossen angegriffenen israelischen Soldaten, welche nichts anderes taten, als die israelische Grenze und israelisches Staatsgebiet vor unbefugtem Zutritt und Angriffen zu schützen mit Steinen und brennenden Geschossen reagieren sollen?

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Soll die deutsche Poliztei demnächst auch hier scharf auf Demonstranten schiessen? dann stehen Sie mit Ihrer Meinung der antisemitischen AFD sehr nahe...woll'n Sie das?

  • Wie sollen die Palästinenser denn fähig sein Frieden mit Israel zu schliessen, wenn sie nicht einmal untereinander zu Kompromissen fähig sind?

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Frau Knaull reflektiert hier wieder mal eine unkritische Haltung gegenüber der israelsichen Regierung, ohne die Position der israelischen Opposition wiederzugeben, die es in Istrael sehr wohl zum Einsatz gegen die Gaza-Proteste gibt und in der Tageszeiting Haaretz zu finden sind...warum lässt die TAZ solch einseitige Berichterstattung aus Israel zu?

    • @81622 (Profil gelöscht):

      weil die TAZ sich daran gewöhnt hat vielleicht?

      • @christine rölke-sommer:

        So wie man sich an die einseitig polemischen Kommentare von Ihnen und Herrn Jung-Hecker gewöhnt hat, vielleicht?

        • @Nicky Arnstein:

          ich halt ja auch Ihre hasbara aus.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    a) "Der feige und skrupellose Missbrauch der Palästinenser im Gazastreifen gehört zu ihren (der Hamas) Methoden."...

    b) "Die Idee zum „Marsch der Rückkehr“ kam diesmal weder von den Islamisten noch von der Fatah..."

    Will uns Frau Knaull nun Option a) oder b) verkaufen? Eine klare Verurteilung der Täter der israelischen Armee findet der Leser bei Frau Knaull nicht. Außerdem fehlt völlig die inner-israelische Diskussion zum Thema.

    Die Frage der Verhältnismäßigkeit der israelischen Reaktion erregt die Kommentatoren, da einige die Propaganda von Liebermann und CO gern reproduzieren, um die tödlichen Schüsse auf unbewaffnete Demonstranten zu rechtfertigen.

    Die TAZ sollte auch zu Israel klar Text reden und sich nicht hinter Wischi-Waschi verstecken

    • @81622 (Profil gelöscht):

      "Die TAZ sollte auch zu Israel klar Text reden und sich nicht hinter Wischi-Waschi verstecken"

       

      Klartext à la "Israel und Israelis raus aus Palästina"?

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Irgentwie reagieren Sie paranoid. lesen Sie doch esrtmal richtig."Klar Text reden" bezieht sich auf den Widerspruch den ich aufgezeigt habe: die Korrespondentin gibt zuerst der Hams die Schuld, sagt dann aber genau das Gegenteil, das die Demo aus der Bevölkerung organisiert wurde. Das ist "Wischiwaschi" , jetzt verstanden? im Übrigen, niemand sagt Israelis raus aus Paelstina...was aber viele völlig zu Recht sagen, ist, "Siedler hört auf das Land der palästinenesr zu stehlen udn sie zu vertreiben".

        • @81622 (Profil gelöscht):

          1)

          "niemand sagt Israelis raus aus Paelstina" - Das ist ungefähr die Mindestforderung der Hamas. Eigentlich will sie alle Juden umbringen, siehe die Hamas-Charta.

           

          2)

          "Siedler hört auf das Land der palästinenesr zu stehlen udn sie zu vertreiben" - In Gaza gibt es keine "Siedler", die irgendwem das Land stehlen oder irgendwen vertreiben.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      ich anschließe mich.

  • Es ist kaum noch zu zählen, wie oft die Vereinigung von Hamas und Fatah voreilig gefeiert wurde.

    Was ist z. B. aus der „Einigung“ geworden, die im Oktober vorigen Jahres mit viel Rummel erzielt wurde (TAZ berichtete)? Sie sollte die Kräfte der Palästinenserorganisationen zusammenführen, nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark“. Als es aber konkret werden sollte, war von dieser „Gemeinsamen Regierung“ nichts mehr zu hören, gar nichts. Hamas und Fatah handeln seitdem wieder, wie bisher, jeder für sich selbst!

     

    Das Problem ist doch nach wie vor, dass jede der beiden Seiten sich selbst als die einzig legitime Vertretung ALLER Palästinenser versteht und von der anderen Seite mehr oder weniger offen fordert, dies anzuerkennen. Man will zwar die Einheit, aber natürlich unter der jeweils eigenen Führung.

     

    Hinzu kommen die unterschiedlichen Zielvorstellungen: Die Fatah hält am Oslo-Abkommen und der ZWEI-Staaten-Lösung fest, für die Hamas gibt es allenfalls nur taktische Schritte, um letztendlich den EINEN Staat zu erlangen: Palästina – ohne Israel. Solange sich die Bedingungen nicht änder, wird es wohl auch bei künftigen „Einigungen“ beim Versuch bleiben.

    • @Pfanni:

      das problem ist nach wie vor, dass Israel nicht anerkennen will, dass den palästinenserinnen im sog. unabhängigkeitskrieg unrecht zugefügt wurde - und seitdem immer noch wird.

      im übrigen erledigt sich das mit der 2- gegen 1-staat-lösung jeden tag immer mehr. durch die facts on the ground und durch zunehmend offener ausgesprochene annektionsabsichten.

      -

      solange sich DA nichts ändert, ist es müßig, über unterschiede zwischen fatah+hamas herumzusinnieren.

      • @christine rölke-sommer:

        das problem ist nach wie vor, dass die Palästinenser und deren rückwärtsgewandten Sympathisanten ausblenden, dass das Unrecht hausgemacht ist, als sich die Araber gegen den UN-Teilungsplan entschieden und den neu gegründeten Staat Israel angriffen, was zu einer Flüchtlingswelle führte - sowohl von Arabern aus Israel als auch von Juden aus arabischen Ländern. Was Sie ebenfalls nicht begreifen, ist, dass sich die Welt weitergedreht hat und sich das Unrecht nicht beseitigen lässt, indem immer wieder Schwarzweißmalerei (böse Israelis / gute "Palästinenser ") betrieben wird. Wieviel Milliarden von Hilfsgelder haben die Palästinenser im Kampf gegen Israel vergeudet statt es in ihr Volk und dem Ausbau der Infrastruktur und eines friedlichen Koexistenz mit Israel zu investieren. Jeder Stein, der von Gaza nach Israel geworfen wird, kräftigt die Netanjahus und Liebermanns. Wann begreifen Sie das?

        • @Nicky Arnstein:

          geht es eigentlich noch rückwärtsgewandter als die behauptung, das besetzte land sei einem von gott versprochen worden?