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Eine Frage des Geldes

Die Deutsche Fußballliga könnte bei ihrer Mitgliederversammlung die Tür für Investoren aufstoßen. Es geht um die Zukunft der 50+1-Regel

Fans für Mitbestimmung: Dortmunds Südtribüne positioniert sich Foto: imago

Von Daniel Theweleit und Christoph Ruf

Es ist ein reges Treiben, das in den vergangenen Tagen hinter den Kulissen der Bundesliga zu beobachten war. Vereinsverantwortliche belauern sich, knüpfen Allianzen und klopfen Positionen zur Zukunft der 50+1-Regel ab, bevor am heutigen Donnerstag auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) über das weitere Vorgehen abgestimmt wird. Besonders intensiv diskutiert werden Berichte, denen zu Folge die Verbandsspitze ein juristisches Gutachten präsentieren will, das die 50+1-Regel für juristisch unhaltbar erklärt. Das Statut schreibt vor, dass Stimmenmehrheiten an Bundesligaklubs nur in Ausnahmefällen von Investoren übernommen werden können, das könnte gegen Wettbewerbsrecht verstoßen.

Kritiker sind in Sorge, dass sich Klubvertreter von so einem Vortrag erschrecken lassen. Schließlich sind auf der Basis einer solchen Überrumpelungstaktik schon andere Entscheidungen gefallen, ohne dass alle Klubvertreter die Folgen durchschauen konnten. Beim Votum für Montagsspiele beispielsweise, die viele plötzlich gar nicht mehr so gut finden.

Wolfgang Holzhäuser, der ehemalige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, erzählt, dass „vor den meisten Abstimmungen im Ligaverband mit den Klubs selbst leider keine echte Diskussion“ stattfindet. Wenn es um die 50+1-Frage geht, wollen nun immer mehr Vereine ernsthaft einbezogen werden. Auch auf Druck ihrer Fans, die im Vorfeld der Sitzung Tapetenbahnen mit Unterschriften von über 2.800 Fanorganisationen überreichen werden, die sich für den Erhalt von 50+1 aussprechen.

In einem derart fiebrigen Umfeld hat wohl noch nie eine Mitgliederversammlung des Ligaverbands stattgefunden, und die Konfliktlinien treten dabei deutlich zutage. Hier Vereinsvertreter wie der Geschäftsführer des FC St. Pauli, Andreas Rettig, der die Regel für „das letzte Stoppschild einer immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung“ hält. Die meisten Zweitligisten aber auch Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund, Werder Bremen oder der SC Freiburg wollen ähnlich rigoros an der Regel festhalten. Freiburgs Geschäftsführer Oliver Leki hält die Frage, ob 50+1 Bestand hat oder nicht, für eine „bedeutende Weggabelung“ in die Zukunft des deutschen Fußballs. Es gelte, dafür zu sorgen, dass Vereinsvertreter und nicht Abgesandte eines Investors über die Geschicke der Klubs bestimmen. „Sonst wird ein großer Teil der Vereine zu wilden Spekulationsobjekten.“

Auf der anderen Seite stehen Klubs wie der HSV, Hertha BSC Berlin oder der FC Bayern, die die Regel für einen Anachronismus halten. Sie argumentieren auch mit bereits bestehenden Ausnahmeregelungen für Leverkusen, Hoffenheim, Wolfsburg und Leipzig, mit denen man rechtlich gleichgestellt werden will. „Es gibt sowohl mit dieser 50+1-Regelung als auch ohne immer positive wie auch negative Beispiele. Sollte 50+1 ­fallen, heißt das nicht automatisch, dass sich jeder Verein für einen Investor ­entscheiden muss“, meint Berlins Manager Michael Preetz. Wer in einer Investorenliga allerdings ohne großzügigen Geldgeber klarkommen muss, hat einen Wettbewerbsnachteil und steht permanent vor der Frage, ob er nicht auch Klubanteile veräußern soll.

„Viele Vereine würden zu wilden Spekulationsobjekten“

Oliver Leki, Freiburgs Geschäftsführer

Axel Hellmann aus dem Vorstand von Eintracht Frankfurt, der den Verkauf von Stimmenmehrheiten an Investoren befürwortet, allerdings nur unter Auflagen, sagt offen, dass einige Standorte „attraktiver sind als andere“. Klubs wie Freiburg oder Mainz könnten zu den Verlieren zählen. Und auch der Abstand zwischen den beiden Ligen würde „grundsätzlich eher größer werden“. Standorten wie Hamburg, Köln, Berlin oder Frankfurt würde eine Aufweichung der Regel hingegen den Zugang zu sehr viel Geld ermöglichen, was nicht nur für die jeweiligen Klubs interessant ist.

Auch in der Führung der DFL, nimmt man wahr, dass Zuschauerzahlen sinken und der wichtigste Geldgeber Sky Probleme hat, weil immer mehr TV-Rechte von Konkurrenten erworben werden. Wenn nun aber von Investoren gepäppelte Großklubs aus Millionenstädten mit überregionaler Fanbasis regelmäßig im oberen Tabellendrittel und im Europapokal spielen, ließe sich ein Abschwung pro­blem­los abfangen.

Die Meinungen zu so einer Perspektive sind so heterogen, wie bei noch keiner wichtigen Entscheidung, die die DFL bisher zu treffen hatte.

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