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Nostalgische Blicke auf den Jazz

Im Bremer City 46 läuft die Filmreihe „Jazz ‘n‘ the Movies“. Sie soll das Publikum auf die Mitte April beginnende Messe „Jazzahead“ einstimmen. Gezeigt werden in diesem Jahr nur Filme über die „besseren“ alten Tage des Jazz der 1950er- und frühen 60er-Jahre

Von Wilfried Hippen

Mitte April findet in Bremen wieder die Jazzmesse „Jazzahead“ statt und inzwischen ist es schon eine gute Tradition, dass in den Wochen davor das City 46 mit einer Reihe von Jazzfilmen darauf einstimmt. In diesem Jahr fällt auf, dass nur Filme über die „besseren“ alten Tage des Jazz in den 50er- und frühen 60er-Jahren gezeigt werden.

Der einzige neuere Film im Programm ist „Born to Be Blue“ von Robert Budreau aus dem Jahr 2015 (Mi, 28. März, sowie diverse weitere Vorstellungen), in dem Ethan Hawke den Jazztrompeter Chet Baker spielt. Eine Alternative wäre der viel spannendere „Miles Ahead“ von und mit Don Chaedle gewesen, aber der ist ja über die elektrische Phase von Miles Davis und über die rümpfen viele Jazzpuristen, zu denen offensichtlich auch die Programmmacher des City 46 gehören, ihre Nasen.

Eine Wiederentdeckung ist die Dokumentation „Tobby“aus dem Jahr 1961 (Mi, 4. April). Hans-Jürgen Pohland folgt darin mit der Kamera dem Jazzsänger und Perkussionisten Toby Fichelscher, der mit dem Fahrrad durch Berlin fährt und in den Clubs mit deutschen und amerikanischen Jazzern improvisiert. Als Schlagerfuzzi könnte er Karriere machen, aber ein Tournee-Angebot lehnt er ab und bleibt lieber ein armer aber cooler Künstler. Hier wird viel vom Lebensgefühl von Jugendlichen vermittelt, die als Hipster lebten, als dies noch kein Lifestyle war.

„The Last of the Blue Devils“ (Mi, 11. April) von Bruce Ricker ist ein Porträt jener Jazzmusiker, die in der Zeit der Prohibition den Kansas City Sound entwickelten. Ende der 70er-Jahre traten Count Basie, Big Joe Turner, Walter Page und Jay McShann noch einmal zusammen auf und dieses Konzert bildet den Kern der Dokumentation.

„Es war einmal der Jazz“ von Feliks Falk (Mi, 18. April) aus dem Jahr 1980 ist ein Spielfilm, in dem die Geschichte junger Musiker erzählt wird, die im Polen des Jahres 1952 in Kellern und auf Dachböden die damals vom System verbotene Jazzmusik spielten. Der Film kam in Deutschland nie in die Kinos und so wird er in der Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt.

Polen bildet in diesem Jahr den Länderschwerpunkt der Jazzahead und so ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der bekannteste polnische Jazzmusiker und Filmkomponist Krzystof Komeda auch im Filmprogramm gewürdigt wird. Er spielte die Musik zu Andrzej Waidas „Die unschuldigen Zauberer“, dessen Held ein Arzt und Jazzschlagzeuger im Warschau des Jahres 1960 ist.

Ebenfalls von Komeda vertont wurden vier Animationsfilme von Miroslaw Kijowicz, die im gleichen Programm am Mittwoch, dem 18. April, dem Tag vor der Eröffnung der „Jazzahead“, in Bremen gezeigt werden.

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