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Waffen nach US-SchulmassakerTrump will Mini-Verbot, Florida nicht

Nach dem Attentat in Parkland will der US-Präsident Schnellfeuervorrichtungen für halbautomatische Waffen verbieten lassen. Das Parlament in Florida hält dagegen.

Für Trump ist alles in Ordnung, Florida sieht das anders Foto: ap

Washington dpa | Eine Woche nach dem Massaker an einer Schule in Florida mit 17 Toten will sich US-Präsident Donald Trump mit Schülern und Lehrern treffen. Seine Sprecherin Sarah Sanders sagte am Dienstag, an der Unterredung würden unter anderem Menschen aus Parkland teilnehmen. In diesem Ort in Florida hatte der 19-jährige Nikolas Cruz an der Marjorie Stoneman Douglas High School am vergangenen Mittwoch mit einer halbautomatischen Waffe vierzehn Schüler und drei Erwachsene getötet.

Das Weiße Haus machte keine näheren Angaben dazu, wer genau an der „Listening Session“ genannten Gesprächsrunde teilnehmen wird. Auch Rahmen und Länge blieben offen. Sanders sagte, auch Betroffene der Schulmassaker von Columbine und Newtown würden ins Weiße Haus kommen.

In Columbine hatten 1999 zwei Täter zwölf Schüler einer High School, einen Lehrer und sich selbst getötet. In Newtown erschoss ein Mann 2012 erst seine Mutter und dann an der Sandy Hook Grundschule 20 Kinder, sechs Angestellte und sich selbst.

Nach dem Massaker von Parkland entbrannte die Debatte um eine Verschärfung des Waffenrechts in den USA neu. Es kam zu Protesten. Unter diesem öffentlichen Druck forderte Trump das Justizministerium zu einem Verbot spezieller Waffenvorrichtungen auf. Mit ihnen können halbautomatische Waffen so schnell schießen wie Maschinengewehre.

Einen solchen „Bump Stock“ genannten Plastikaufsatz hatte im Oktober 2017 auch der Attentäter von Las Vegas benutzt. Er tötete 58 Menschen und sich selbst.

Das Justizministerium hatte in der Vergangenheit allerdings darauf hingewiesen, dass es das Verbot solcher Waffenumbauten zwar empfehlen, aber nicht selber durchsetzen könne. Dieses sei Aufgabe des Gesetzgebers.

Im US-Kongress war das Verbot von „bump stocks“ nach dem Massaker von Las Vegas kurz behandelt worden. Dann geriet es in Vergessenheit. Geschehen ist seither nichts.

Florida stimmt deutlich dagegen

Trump sagte am Dienstag: „Wir müssen mehr tun, um unsere Kinder zu schützen.“ Seine Anordnung in Sachen „bump stocks“ wurde von US-Medien rasch als Minimalkonzession kritisiert, die inhaltlich wertlos sei.

Fast zeitgleich mit Trumps Ankündigung erteilte das Parlament von Florida einer Verschärfung des Waffenrechts eine klare Absage. Es ging um ein Gesetz, das ein Verbot bestimmter halbautomatischer Gewehre etwas des Typs AR-15 und großer Magazine eingeleitet hätte.

Die Abstimmung endete deutlich mit 36 zu 71. Auf der Tribüne des Parlaments in Tallahassee brachen zuhörende Schüler der überfallenen Schule in Parkland in Tränen aus.

Am Mittwoch wollen Überlebende von Parkland in Floridas Hauptstadt für schärfere Gesetze demonstrieren. In verschiedenen anderen Bundesstaaten kündigten Schüler Streiks mit dem gleichen Ziel an. Aus Maryland wollen sich am Mittwoch Gruppen auf den Weg in die Hauptstadt machen, um Abgeordnete im Kongress zur Rede zu stellen. Für den 20. April wurde zu einem nationalen Schulausstand aufgerufen.

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11 Kommentare

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  • So ganz genau hat der dpa Reporter nicht aufgepasst: in Florida hat es nicht eine Abstimmung ueber ein Gesetz gegeben, sonderà darueber, ob im Parlament ueber das Gesetz diskutiert werden soll.

    Das haben die Republikaner mit Ihrer grossen Mehrheit ueberzeugt abgelehnt,

    und sich damit wahrscheinlich eine Fahrkarte nach Hause geschossen, wenn sie naemlich bei den naechsten Wahlen abgewaehlt werden

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Alles traurig, was in den USA passiert. Aber Deutsche sollten sich mit Kritik und Häme zurückhalten. Als einer der größten Waffenverkäufer der Welt, sind wir auch für Amok (Heckler und Koch Pistolen; USA), Mord und Totschlag (Heckler und Koch Gewehre; Mexiko, Libyen) sowie Krieg (Rheinmetall; Türkei) verantwortlich. In viel schlimmerem Ausmaß. Und auch hier gibt es NRA - Ähnliche Strukturen, die sich mit Sonderausweisen im zB Bundestag tummeln. Wer im Glashaus sitzt sollte zum Scheißen in den Keller gehen, liebe Deutsche.

  • Die geplante Maßnahme ist doch nur populistische Augenwischerei. Der Unterschied von manuell zu halbautomatisch ist genau so marginal wie zwischen einem einschneidigen und zweischneidigen Messer. Zum Töten eines Menschen reicht eine einzige Kugel.

     

    Man könnte Florida auch dankbar sein, dass sie dieser Farce nicht zustimmen - unklar ist aber, ob die andere Maßnahmen befürworten?

  • Wir müssen uns in der BRD gar nicht weit aus dem Fenster lehnen - Im Amiland wird man eher erschossen, bei uns kommt man eben schneller unter die Räder des Autowahns...

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @amigo:

      Ich glaube, Sie haben recht.

      Das sind die kleinen kulturellen Unterschiede zwischen diesen Ländern.

      Die Amis lieben den schnellen Tod, wo einer nicht lang auf der Intensivstation rumliegt, die Deutschen wollen lieber, daß an dem Halbüberfahrenen die Medizin noch ein wenig verdient.

      Was beide Länder eint: Die Freiheit des Einen ist unantastbar.

  • Trums Reaktion ließe sich auch kürzer zusammenfassen:

    „Das Brett bleibt vor dem Kopf, bei Bedarf kann der Nagel etwas gelockert werden!“

  • 4G
    43133 (Profil gelöscht)

    Ich weiß, unter taz-Journalisten sind Waffen verpönt, aber ich würde mir wirklich wünschen, ihr würdet euch besser über Handfeuerwaffen und deren Technik informieren.

     

    Mit einem "Bump Stock" schießt eine AR-15 ganz bestimmt nicht so schnell wie ein Maschinengewehr, sondern höchstens wie ein (vollautomatisches) _Sturmgewehr_. Zwischen Sturm- und Maschinengewehr liegt ein himmelweiter Unterschied! Bitte informieren!

     

    Abgesehen davon _ist_ die AR-15 die zivile Variante des _Sturmgewehrs_ M16 bzw. M4. Bitte über den Unterschied zw. zivilen Varianten und militärischen Varianten von Sturmgewehren informieren. Normalerweise sind die zivilen Varianten (es gibt übrigens auch eine vom G36) Halbautomaten und die militärischen Varianten Vollautomaten.

     

    Und mit einem "Bump Stock" schießt eine AR-15 nur _annähernd_ so schnell wie ein vollautomatisches Sturmgewehr. Für einen Menschen gibt es fast keinen hörbaren Unterschied, würde man jedoch exakt messen, wäre der Unterschied definitiv da. Desweiteren kann man mit "Bump Stocks" nicht mehr genau zielen. Auf Youtube gibt es Videos, in denen "Bump Stocks" vorgeführt werden, das könnte man sich ja mal anschauen, wenn man schon drüber berichtet.

     

    Und warum sollten AR-15 verboten werden? Die gibts in Deutschland auch legal zu kaufen, sofern man Sportschütze ist. Sind hier in Deutschland unter Sportschützen genauso populär wie in den USA.

    • @43133 (Profil gelöscht):

      Hallo Tomhoff,

       

      vielleicht geht es ja doch etwas weniger ueberheblich, denn wir sind alle nicht perfekt.

      So ist z.B. festzustellen, dass der Bericht nicht von der taz ist, sondern von dpa uebernommen wurde. (steht ganz oben am Anfang des Artikels).

      Zum Zweiten erreicht man durch bump stocks eine Schusszahl von 90 Schuss in der Minute, und wenn man sich mal auf amerikanischen Otiginalseiten die Videos ansieht, dann ist der Riesenunterschied zwischen halbautmatisch und automatisch deutlich wahrzunehmen

    • @43133 (Profil gelöscht):

      Was in den USA diskutiert wird ist die Frage, wie eine “ANGRIFFSWAFFE” (assault weapon) wie das AR215 von jedermann, gestört oder nicht, und schon ab 18 Jahren, gekauft werden kann, während der zweite Artikel der Verfassung , auf den sich die Waffenlobby und verantwortungslose Waffennarren bei ihrer Ablehnung jeglicher Einschränkungen reflexartig berufen, lediglich freien Zugang zu VERTEIDIGUNGSWAFFEN waffen garantiert.

       

      Die AR15 wird durch einen einfachen, ebenso leicht zu erwerbenden Zusatz, “bump stock”, zu einem automatischen Schnellfeuergewehr umgerüstet, mit dem dann 90 Schuss/min abgefeuert werden können. Den hat auch der Schütze der Parkland -Schule benutzt.

      Ein weiteres Problem dieses Gewehrs ist die extreme Geschwindigkeit, mit der die Munition auf ihr Ziel, in diesem Fall die schutzlosen Körper von Kindern und ihren Betreuern, auftrifft, die Organe zerreist und selbst noch in zwei cm Entfernung vom eigentlichen Zerstörungszentrum Adern und andere Organe zerstört. Wunden von Handfeuerwaffen können versorgt werden, die vom AR15 nicht.

      Dumb Trump hat allein von der grössten der Waffenlobbies 30 Milionen Dollar für seinen Wahlkampf erhalten. Da ist es nur verständlich, dass er nun liefern muss und die Interessen der Wafffenhersteller vor den Schutz seiner Landsleute stellt.

      Diese können ihn übrigens bereits bei den Zwischenwahlen im November durch Übergabe der Mehrheit an die in Fragen der Waffenpolitik einsichtigeren Demokraten sowohl im Senat als auch im Repräsentantehaus stillstellen. Dump Trump und seine Vasallen im Weissen Haus werden dann einigermassen isoliert und noch hilfloser agieren, als sie es jetzt schon tun, aber sie können dann auch , weltweit, weniger Schaden anrichten.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Trump denkt: Eine 'halbautomatische' Waffe deutet vom Wortstamm her darauf hin, daß der amerikanische Schulattentäter sich das Leben leicht macht und ein wenig 'arbeiten läßt'.

    Trump will mehr Leistungsorientierung. Jeder einzelne Schüler soll handerschossen sein. Der Attentäter soll sich im Anschluß den Schweiß von der Stirn wischen müssen.

    Da trifft sich eine merkwürdige Melange des amerikanischen Schützenfreiheitsgedankens mit einer klaren Leistungsorientierung selbst beim Hobby Schießen.

    Aber macht dann das bisher so freie und fröhliche Schießen der Amerikaner überhaupt noch Spaß, wenn es mit Leistungsdruck verbunden wird?

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @4932 (Profil gelöscht):

      'Was, Du hast heute nur 3 Leute erschossen? Für was, meinst Du denn, haben wir die 400 Dollar für die Knarren ausgegeben'?

      Unglaublich, der Bub ist einfach missraten. Wir sollten Ihn in die Psychiatrie schicken wegen Ineffektivität und Leistungsverweigerung.