WBS-Scheine für fast alle

Senat will Haushalte mit mittleren Einkommen bei Wohnungssuche unterstützen

Von Bert Schulz

Berlin ist eine arme Stadt. Wie arm, zeigt sich zum Beispiel daran, dass künftig fast zwei Drittel aller Haushalte einen Wohnberechtigungsschein (WBS) beantragen können, um an eine subventionierte Neubauwohnung zu kommen.

Der rot-rot-grüne Senat beschloss am Dienstag, die Kriterien für die Vergabe der Scheine zu erweitern, sodass dabei auch Menschen mit mittleren Einkommen berücksichtigt werden. Vom „berühmten Krankenpfleger oder Polizisten“ sprach Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung und meinte damit allgemein jene Berufsgruppen, die ein bisschen zu viel verdienen, um eine Sozialwohnung bekommen zu können, aber natürlich längst nicht reich sind und es auf dem stetig schwieriger werdenden Berliner Wohnungsmarkt immer schwerer haben.

Um den WBS zu erhalten, darf das monatliche Nettoeinkommen dieser Haushalte 1.800 Euro bei einer Person beziehungsweise 2.700 Euro bei zwei Personen nicht überschreiten. Für einen 3-Personen-Haushalt mit einem Kind liegt die Obergrenze bei etwa 3.340 Euro monatlich. Bei weiteren Kindern steigt sie nochmals. Damit dürfen sie dann subventionierte Neubauwohnungen für anfänglich 8 Euro je Quadratmeter mieten, wie Lüscher erläuterte.

Schon mit der bisherigen Regelung, die seit 2002 galt, konnten theoretisch 44 Prozent aller Berliner Haushalte – in Zahlen rund 850.000 – einen WBS beantragen, weil ihr jährliches Nettoeinkommen unter 16.800 Euro (Einpersonenhaushalt), unter 25.200 Euro (zwei Personen) oder unter 38.080 Euro (Familie mit zwei Kindern) lag.

Doch nur ein kleiner Teil hat das auch wirklich getan: 2017 hatten die Bürgerämter 46.144 solche Scheine ausgestellt. Immerhin: Das waren fast ein Drittel mehr als noch 2016. Für ­Lüscher auch ein Zeichen, dass die Wohnungsnot zunimmt. Den neuen WBS könnten weitere 380.000 Haushalte beantragen.

Helfen wird ihnen das aber vorerst nichts. Denn die Wohnungen, die sie damit theoretisch bekommen könnten, sind noch gar nicht gebaut. Lüscher rechnet damit, dass in diesem Jahr rund 300 Wohnungen dieser Art fertig gestellt werden, die Berliner mit mittleren Einkommen mit dem neuen WBS dann anmieten können.