15 Tage Knast für Tortenwurf

Studentin geht nach der Tortung von Beatrix von Storch in den Bau

Von Gareth Joswig

Zum Haftantritt wegen eines Tortenwurfs auf die AfD-Politikerin Beatrix von Storch muss eine 22-jährige Studentin am Montag in die JVA Lübeck. Weil Julia P. sich weigerte, ihre Geldstrafe wegen Beleidigung von 150 Euro für die Tortung der ­AfDlerin zu zahlen, muss sie eine Ersatzfreiheitsstrafe von 15 Tagen antreten. Mit dem Gang ins Gefängnis will die Antifaschistin zeigen, dass der Staat auch so weit geht, „Menschen für kreative Proteste gegen die AfD und deren rassistische, sexistische und homophobe Politik einzusperren“.

Das antifaschistische Bündnis „anarchist black cross Flensburg“, das „repressionsbetroffenen widerständigen Menschen“ helfen will, hat deswegen um 11.30 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Gefängnis aufgerufen. Dort soll es neben Solidaritätsbekundungen von „UnterstützerInnen aus ganz Schleswig-Holstein“ einen Tortenwurf-Stand geben, bei dem mit Rasierschaumtorten auf Porträts von AfD-PolitikerInnen geworfen werden kann.

Zu ihrer Ersatzfreiheitsstrafe erklärte P., Strafe und Knast würden nicht dabei helfen, „gesellschaftliche Probleme zu lösen“. Sie werde weiter mit Torten werfen, wenn PolitikerInnen wie Beatrix von Storch sich menschenverachtend äußern. Getortet hatte sie die AfDlerin wegen ihrer rassistischen Äußerungen über Flüchtlinge und des viel zitierten Schießbefehls an der Außengrenze. Über ihren zweiwöchigen Knastaufenthalt will P. nun einen Blog schreiben.

Die Tortung von Storchs war bereits ihr zweites Mal – das „Peng!-Kollektiv“ erklärte ihr bereits 2016 via Sahnetorte den „Tortalen Krieg“. Auch traf es schon die AfDler Jörg Meuthen (gefrorene Tiefkühltorte), aber auch die Linken-Chefin Sahra Wagenknecht (Schokotorte). Auch Karl-Theodor zu Guttenberg (Sahnetorte für Plagiate), Jürgen Trittin (Joghurttorte für zu lasche Anti-AKW-Politik) und der ehemalige Innenminister von Baden-Württemberg, Reinhold Gall (Himbeer-Sahne-Torte für Blockade eines NSU-Ausschusses), kennen das Gefühl.

Für den Protest- und Bewegungsforscher Dieter Rucht ist die Tortung eine neuere Protestform, die erst in der Überflussgesellschaft möglich geworden sei. Seine politische Bedeutung habe der Tortenwurf erstmals im Protest der Studentenbewegung erhalten, etwa bei der von Fritz Teufel 1968 angezettelten „Tortenschlacht“. Die Idee, jemanden zu torten, stamme ursprünglich aus humoristischen Stummfilmen wie „The Battle of the Century“ von Laurel und Hardy und entfalte als modernere Protestform in Zeiten von Social Media und Bildern in Massenmedien breite Wirkung.