Sambias Hiphopstar Pilato: Nach dem Rattenlied untergetaucht
Das neueste Lied des sambischen Künstlers Pilato vergleicht Politiker mit Ratten. Nun erhält er Drohungen, seine Auftritte wurden verboten.
Fumba Chama heißt er, als „Pilato“ kennt ihn ganz Sambia. Jetzt ist der preisgekrönte Satiriker und HipHop-Sänger untergetaucht und spricht von Todesdrohungen seitens Sambias Regierungspartei PF (Patriotische Front) von Präsident Edgar Lungu.
Lungus Anhänger behaupten, Pilatos aktueller Hit, „Koswe Mumpoto“ (Ratte im Topf), handle vom Präsidenten. Das Lied, das der Musikstar im Dezember auf seinem neuen Album „Man II Man“ mit der provozierenden Ansage „Kommt und schlagt mich“ veröffentlichte, denunziert Politiker, die Vorräte plündern wie Ratten und Dinge stehlen, die ihnen nicht gehören.
Der Hiphop-Musiker meinte, es sei doch bloß ein Lied und die Zuhörer würden selbst entscheiden, wovon es ihrer Meinung nach handelt. Aber er erhielt Auftrittsverbot, und wenn er spielen durfte, verbot die Polizei diesen und andere kontroverse Songs.
Der 33-jährige Fumba Chama hat Erfahrung damit, Sambias Politiker zu ärgern. Er stammt aus der Bergbaustadt Ndola im sambischen Kupfergürtel, die traditionell aufsässigste Region des Landes und eigentlich Wählerbasis der regierenden PF. Gedichte schrieb er schon als Zehnjähriger, und er will den Menschen durch Dichtung eine Stimme zu geben. Sein Künstlername Pilato, sagt er, bedeutet „People In Lyrical Arena Taking Over“ (Lyriker übernehmen die Macht). Im Jahr 2011 nannte er in einem Song unfähige Politiker „Psychopatienten“. Den früheren Präsidenten Michael Sata bezeichnet er als „Lügenvater“.
Als Edgar Lungu im Jahr 2015 Staatschef wurde, veröffentlichte Pilato ein Lied über einen Alkoholiker namens Lungu, der Präsident wird und mit einem Koffer voller Whisky herumläuft. Er wurde wegen Aufwiegelung angeklagt – auch als er einen Hit aus den 1970er Jahren als Remix herausgab. Die Verfahren wurden jedes Mal eingestellt mit dem Hinweis, bei Wiederholung könne er doch vor Gericht landen.
Angst davor, getötet zu werden
Das Rattenlied war dann offenbar zu viel. In einem vor wenigen Tagen im Internet veröffentlichten offenen Brief enthüllt der Musiker, er habe sich 25 Tage lang „im Busch“ versteckt und melde sich aus einem „fremden Land“, weil er nicht getötet werden wolle. „Es ist wichtig, für eine Sache zu sterben, aber es ist noch wichtiger, dafür zu leben“, schrieb er. „Ich bin ein Künstler, der mit den Armen lebt. Die Armen reden mit mir, jeden Tag. Ich sehe in ihre Augen, jeden Tag. Und ich bete, dass sie die Hoffnung nicht verlieren.“ In Sambia liege die Macht in den Händen „blutrünstiger Satanisten, die Menschen straflos schlagen und töten“.
Sambias Botschafter in Südafrika, Emmanuel Mwamba, weist Pilatos Vorwürfe als „falsch“ und „grundlos“ zurück. „Es gibt keine Drohungen gegen den Künstler, weder von der Regierung noch von der Regierungspartei oder den Sicherheitsorganen.“ Menschenrechtsgruppen, die solche Dinge behaupteten, sollten lieber auf ihre Glaubwürdigkeit achten.
Mitarbeit: Arnold Mulenga, Lusaka
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