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heute in hamburg„In jedem Moment habe ich Angst“

Hermance Triay

Laurence Tardieu, 45, in Paris lebende Schriftstellerin, hat zehn Bücher veröffentlicht, vor allem autobiografisch geprägte.

Interview Adèle Cailleteau

taz: Frau Tardieu, hat der Anschlag gegen die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ Ihr Leben geändert?

Laurence Tardieu: Ja, natürlich. Er hat mir bewusst gemacht, dass die Welt aufbricht. Die Welt, in der ich seit meiner Kindheit lebte, schien mir ein beschützter Ort und weit weg von den Kriegen zu sein. Diese Welt wurde erschüttert. Dieser Eindruck dauert seit 2015 fort und hat sich durch die weiteren Anschläge verstärkt.

Hat es Einfluss auf Ihren Alltag gehabt?

Ich habe zum Beispiel meinen Töchtern verboten, samstags in die großen Kaufhäuser von Paris oder in die Nähe des Eiffelturms zu gehen. Es ist ganz blöd, weil es irgendwo und irgendwann stattfinden kann. Aber ich hatte Angst. Und das ist, was die Terroristen wollen. Sie wollen, dass der Terror herrscht, noch lange nach dem Anschlag. In jedem Moment habe ich Angst, auch wenn ich weiß, dass man sich von dieser Angst nicht überwuchern lassen sollte.

Sie sind aber kein Opfer gewesen.

Das ist, was ich im Buch versuche auszudrücken. Ich war so vom Geschehen besessen, dass ich den Eindruck hatte, dass auch ein Teil meines Körpers mit den Anschlägen weggenommen wurde. Es fühlte sich an, als wäre mein Körper zersplittert, als wäre er gleichzeitig zu Hause in Sicherheit und dort bei den Anschlägen gewesen. Auch wenn ich kein Opfer gewesen bin, habe ich den Eindruck, dass ein Teil meines Körpers getroffen wurde. Darüber musste ich schreiben und Texte von Menschen lesen, die alltäglich und seit Jahren mit dieser Gewalt konfrontiert werden, wie in Israel.

Ist „So laut die Stille“ das Buch geworden, das Sie ursprünglich geplant haben?

Nein, ich wollte über das Haus meiner Kindheit schreiben – meine Schutzhütte, einen Teil meines Gedächtnisses, das wir verkaufen mussten. Mein Leid war so groß, dass ich gegen dieses Verschwinden schreiben wollte. Aber nach den Anschlägen konnte ich mein Leben nicht einfach so weiterführen. Nach ein paar Wochen spürte ich den Nachklang zwischen dem Verlust meines Hauses und dem, was ich in der Not nach den Anschlägen geschrieben hatte. In beiden Fällen ging es um den Verlust einer Welt: die Welt meiner Kindheit und die Welt, in welcher ich seither immer zu leben dachte.

Und Sie waren damals schwanger.

Es war paradoxerweise sehr gewalttätig: Ich trug das Leben, als ich das Gefühl hatte, das alles in mir und um mich herum zusammenbrach.

Buchvorstellung „So laut die Stille“ mit der Autorin: 20 Uhr, Buchladen in der Osterstraße 171

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