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Die was bewegt haben (II)Weder Frau noch Mann

Intersexuelle mussten sich in Ausweisen bislang als „männlich oder weiblich“ eintragen lassen. Vor Gericht setzte Vanja eine dritte Option durch.

Etappensieg errungen: Vanja erstritt die Anerkennung eines „weiteren Geschlechts“. Jetzt ist der Bundestag am Zug Foto: dpa

Hamburg taz | Dank der Klage von Vanja aus Gehrden bei Hannover hat das Bundesverfassungsgericht die Notwendigkeit anerkannt, sich mit einer „dritten Möglichkeit“ zwischen den Geschlechtern „männlich und weiblich“ verorten zu können. Nicht nur für Vanja, sondern auch für die etwa 80.000 intersexuellen Menschen in Deutschland ist das ein deutlicher Fortschritt.

Vanja ist 1989 geboren und wurde vom Standesamt als Mädchen registriert. In der Pubertät blieb die Menstruation aber aus, und es wuchs kein Busen. Auch wenn die äußeren Geschlechtsorgane die eines Mädchens waren, ist der Chromosomensatz weder männlich noch weiblich: Vanja hat nur ein X-Chromosom, nicht XX oder XY.

Zunächst nahm Vanja weibliche Sexualhormone, inzwischen sind es männliche, auch um unauffällig auszusehen. Ein Mann ist aber Vanja auch nicht: „Es fühlt sich für mich immer so an, als würde ich nur einen Teil von mir zeigen“, sagte Vanja der Jungle World. Die Anerkennung als intersexueller Menschen ist Vanja wichtig. Insofern ist die seit 2013 bestehende Möglichkeit, keine Angabe zum Geschlecht zu machen, für Vanja unbefriedigend: „Für mich ist es keine gleichwertige Option zu sagen, die einen haben eine konkrete Identität und die anderen haben eine Leerstelle.“

In vielen Situationen, bei der Anmeldung bei einem Sportverein oder auch nur beim Gang aufs die Toilette, muss man entweder Frau oder Mann sein. Sobald man sich in diesem binären Modell nicht verorten kann, wird es schwierig. Durch die Einführung einer weiteren, positiven Option wie „inter/divers“ oder nur „divers“ würde Intersexualität sichtbarer werden. Vanja wünscht sich, dass diese Option breit gefasst wird, so dass sich möglichst viele Menschen damit identifizieren können.

Identität selbst wählen

Beim Kampf für eine dritte Option geht es nämlich auch um Selbstbestimmung intersexueller Menschen. „Die Definitionsmacht der Medizin und der Psychologie muss endlich aufgehoben werden, sodass die Menschen ihre Identität wählen können“, sagt Vanja. „Das sollten nicht irgendwelche Mediziner und Psychologen ‚feststellen‘“. Vanja fordert das Ende der Operationen von zwischengeschlechtlichen Menschen ohne ihre Zustimmung.

Neben der Einführung einer dritten positiven Option hat der Gesetzgeber bis Ende 2018 noch eine zweite Möglichkeit: Die Geschlechtereintragung insgesamt abzuschaffen. Langfristig findet Vanja diese Lösung am besten: „Es sollte offizielle Stellen nicht interessieren, was man für ein Geschlecht hat.“

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1 Kommentar

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  • Auch aus genetischer Sicht ist ein geschlechtliches Schwarz-Weiß-Denken nicht haltbar:

    //http://www.spektrum.de/news/die-neudefinition-des-geschlechts/1335086