Neuer Podcast über RAF-Terroristen: Im Dialog mit Vater Staat
Ein Podcast nimmt die HörerInnen mit auf die Suche nach RAF-Terroristen der 3. Generation: eine spannende Erzählung mit kleineren Mängeln.
Eine junge Journalistin und ein pensionierter Polizist suchen nach drei ehemaligen RAF-Terroristen. In der sechsteiligen Audioserie „Im Untergrund“ des Hörbuchanbieters Audible begibt sich die Journalistin Patrizia Schlosser auf die Suche nach Ernst-Volker Staub, Daniela Klette und Burkhard Garweg. Sie werden verdächtigt, als Teil der dritten Generation der linksterroristischen Gruppe „Rote Armee Fraktion“ am Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt beteiligt gewesen zu sein. Das in den neunziger Jahren untergetauchte Trio geriet zuletzt wieder in die Schlagzeilen, weil es mehrere Überfälle auf Geldtransporter begangen haben soll.
Der Podcast beginnt mit monologischen Nacherzählungen der RAF-Geschichte und verpasst damit die Möglichkeit, die Hörer durch Einsatz vielfältiger Audioelemente in seinen Bann zu ziehen. Erst nach gut 20 Minuten wandelt sich das: Es ertönen Originalaufnahmen von Studentenprotesten und Ausschnitte aus Radio- und Fernsehsendungen werden eingespielt, wodurch sich „Im Untergrund“ von den meisten der kürzlich neu gestarteten Audioformate auf Audible abhebt.
Im Verlauf des Podcasts spricht Schlosser immer wieder mit ihrem Vater, der zur Zeit der RAF Streifenpolizist in München war. Wiederholt kommt es zum Dissens zwischen Vater und Tochter, wenn es um die Frage geht, welche Mittel dem Rechtsstaat zur Terrorismusbekämpfung zustehen sollen und welche nicht. Die Gespräche mit dem Vater, der mit starkem bayerischen Dialekt spricht, gehören zu den Stärken des Podcasts, weil sie die Zuhörenden eintauchen lassen in die Gedankenwelt eines RAF-Feindes in Gestalt des Polizisten.
„Im Untergrund“ kann bei Audible mit einem kostenpflichtigen Abo gehört werden. Jeden Freitag erscheint eine nue Folge.
Schlosser spricht aber nicht nur mit ihrem Vater, sondern auch mit ehemaligen Bekannten der drei Gesuchten, mit Zeugen der neueren Überfälle und mit einem Anwalt. Man hat dabei stets das Gefühl, bei der Recherche dabei zu sein. Auf dem Weg zum vermeintlichen Unterschlupf der Untergetauchten spricht die Journalistin mit ihrem Vater über mögliche Gefahren und nach den Interviews werden im Auto die ersten Eindrücke festgehalten. Das schafft Nähe zwischen Erzählenden und Zuhörenden, ist zum Teil aber technisch nicht gut umgesetzt: An mehreren Stellen stören schlechte Sprachaufnahmen.
Trotz dieser kleineren Mängel machen die ersten vier Folgen aber Lust darauf, mehr zu hören. Für Menschen, die sich mit der RAF nicht gut auskennen, bietet „Im Untergrund“ spannende Einblicke in diesen Teil der deutschen Geschichte.
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