Kolumne Pressschlag: Weltmeister aus Walldorf
Man muss sie nur hören, die Markenbotschaft. Wie Oliver Bierhoff, Manager des Nationalteams, SAP und die DFB-Akademie zusammenbringt.
Fairerweise muss man sagen, dass es nicht Mario Götze war, der die Nationalmannschaft zum WM-Titel in Brasilien geschossen hat. Es war SAP, das Software-Unternehmen aus Walldorf. Das hätte man schon 2013 erahnen können, wenn man dem Oliver Bierhoff nur etwas genauer zugehört hätte.
Der Manager der DFB-Auswahl war da gerade zum Markenbotschafter des DAX-Konzerns ernannt worden. Und er sagte: „Mit der neuen SAP-Lösung werden wir die Leistung unserer Teams erheblich steigern. Der deutsche Fußball wird dadurch enorm gewinnen.“ Gesagt, getan – der Pott gehörte Jogis Jungs. SAPperlot!
Es kommt aber noch besser: Jetzt, da SAP „offizieller Sponsoring-Partner“ der DFB-Akademie ist, also des künftigen Nachwuchsleistungszentrums in Frankfurt am Main, dürften die deutschen Fußballer auf Jahre hinaus nicht zu schlagen sein.
Das hat der Oliver Bierhoff, unser Vermarktungsoffizier, geschickt eingefädelt. Er hat ein Händchen für solche Business-Sachen. Er hat schon früh gesehen, dass nur SAP über die Wunderalgorithmen verfügt, und also das Unternehmen fest an sich gebunden. Das war so eine Art Bondage der Visionäre.
Die Leute aus Walldorf konnten dann gar nicht anders, als dem Fußballbund ihr Hirnschmalz auf die Stulle zu schmieren. Das ist Kraftnahrung für Fußballdeutschland, ein klares Win-win für alle Fans und für den Oliver Bierhoff. Andere Anbieter hätten niemals so ein tolles Paket wie die Weltfirma aus Walldorf schnüren können. Nur deswegen ist der Oliver Bierhoff ja trotz besserer Angebote Markenbotschafter von SAP geworden. Genauso wie er vor der WM 2006 Markenbotschafter für die Schweizer Nobeluhrenmarke IWC geworden ist.
Auch das war wegweisend. Denn als die Nationalspieler zum Teambuilding einst die teuren Chronografen in Schaffhausen zusammenschrauben durften, da schlug es dreizehn und ein neues Zeitalter im deutschen Fußball begann. Deutschland wurde wieder groß, tilgte die Schmach von Rotterdam bei der Europameisterschaft im Jahre 2000 und darf stolz sein auf seine Markenbotschafter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen