piwik no script img

Drei gegen eine

Im internen Zoff um die künftige Organisation der Breminale haben sich drei Veranstalter zusammengetan – gegen die langjährige künstlerische Leiterin Susanne von Essen

Immer deutlicher zeichnet sich ab, wie die nächste Breminale aussehen wird und wer dafür verantwortlich ist Foto: Boris Karloff

Von Simone Schnase

Am gestrigen Dienstag hat sich die Kulturdeputation mit dem Thema „Breminale 2018“ beschäftigt, denn hinter den Kulissen der OrganisatorInnen kriselt es gewaltig – und ohne ein tragfähiges Konzept wird es keine städtischen Fördergelder für die Großveranstaltung geben.

Die internen Streitigkeiten des Breminale-Teams scheinen sich um die langjährige künstlerische Leiterin Susanne von Essen zu ranken: Ihr einstiger Mitgesellschafter der UG „Sternkultur“, Max Maurer, hat sich von ihr getrennt und will nun mit seiner Agentur „Sternevents“ künftig das Programm der Breminale verantworten – gemeinsam mit Harald Siegel und seiner Breminale GmbH, die sich, wie auch in der Vergangenheit, um die Bereiche Gastronomie und Sponsoring kümmern will. Breminale-Geschäftsführer Siegel fasst es so zusammen: „Drei der vier Hauptverantwortlichen wollen weitermachen, aber nicht mehr mit Susanne von Essen.“ Das habe „chemische und konzeptionelle Ursachen“.

Von Essen allerdings will ebenfalls weitermachen: Sie, also „Sternkultur“ habe, so sagte sie vergangene Woche zur taz, das Konzept fürs kommende Jahr bereits vorgestellt und Anträge für Projektmittel der Wirtschaftsförderung und Fördergelder der Kulturbehörde gestellt. Im Übrigen habe die Breminale GmbH jedes Jahr im Auftrag ihrer UG gearbeitet.

Dem widerspricht Siegel nicht, aber: „Wenn man eine Breminale will, kommt man an mir nicht vorbei“, sagt er. Denn Siegel verfügt als Breminale-Gründungsmitglied über die Namensrechte der weit über die bremischen Grenzen hinaus bekannten Veranstaltung: „Und das Konzept stammt auch nicht von Susanne von Essen alleine, sondern von einem Team mit vielen, vielen Programmpartnern – es gibt hier keine künstlerische Intendanz wie beim Theater.“

Der Finanzierungsrahmen der Breminale ist seitens des Senators für Kultur gesichert, aber die Fördergelder wurden bisher nicht ausgezahlt. Denn: Wer die Breminale veranstaltet und dafür gefördert werden will, muss „hinreichende Gewähr“ für eine „ordnungemäße Veranstaltung“ bieten können.

„Wenn man eine Breminale will, kommt man an mir nicht vorbei“

Harald Siegel, Geschäftsführer der Breminale GmbH

Er stehe für die gastronomische Verwaltung „und damit für die Grundfinanzierung der Breminale“, sagt Siegel. Mit Maurer hat er einen alten „Breminale-Hasen“ an seiner Seite und der potenzielle neue künstlerische Leiter, Jonte von Döllen, habe, so sagt Siegel, mit seiner Bühne „Dreimeterbretter“ auf den vergangenen Breminalen bereits bewiesen, dass er einen guten Riecher gerade für das jüngere Publikum habe.

„Es ist gut, wenn in der künstlerischen Leitung nach zehn Jahren ein Generationenwechsel stattfindet“, sagt Siegel und: „Am Konzept Breminale wollen wir aber generell nichts ändern.“ Ob von Döllens junges Alter und seine Bühne, die ja nun nicht erst seit letztem Jahr Breminale-Bestandteil ist, tragfähige Gründe für ein „besseres“ Konzept sind, sei freilich dahingestellt: Die Breminale ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, der Zuschaueransturm ebenfalls. Und was die Behörde interessiert, sagte Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) auf der gestrigen Deputation sehr deutlich: „Der Kultursenator leistet eine Programmfinanzierung – es muss ein Programm in gewohnter Qualität stattfinden.“ Und sie betonte, dass „entgegen anderslautender Gerüchten“ der Senator „kein Durchführungsrisiko für die Breminale 2018“ sehe. Am morgigen Donnerstag will Emigholz sich mit allen bisherigen Breminale-Beteiligten zusammensetzen, um über eine gemeinsame Lösung zu reden.

Die scheint es laut Siegel allerdings nicht zu geben – zumindest nicht mit Susanne von Essen. Er gibt sich siegessicher: „Die Entscheidungsträger müssen wissen, ob sie das Risiko eines neuen Namens und einer neuen völlig neuen Crew wirklich eingehen wollen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen