Schäden durch „Xavier“ in Berlin?: Wer kriegt das Sturmholz?
Noch bis Monatsende werden die Aufräumarbeiten auf Berlins Straßen und in Parks noch dauern. Dennoch: Selbst bedienen ist verboten.
Die Kreissäge jault auf und der Baumstamm, der in der Reichenberger Straße einen Mini unter sich begraben hat, ist wieder einen Meter kürzer. Neugierige PassantInnen beobachten am Montagnachmittag in Kreuzberg die Aufräumarbeiten nach „Xavier“.
Ein paar Meter weiter in der Glogauer Straße, wo die zersägten Blöcke eines weiteren Riesen die halbe Straße blockieren, kommen interessierte BürgerInnen ins Gespräch. Ob man sich wohl etwas davon mitnehmen könnte, fragt eine Mutter halblaut in die Runde – sie könnte das Holz in der Datsche gut gebrauchen. „Machen’se mal, jute Frau“, rät ein Alter mit krummem Rücken und pikst dabei mit dem Gehstock dem dicksten Meter in die Seite. „Die sinn doch froh, wenn’s weg is.“
Tatsächlich werden die Schäden, die der Sturm hinterlassen hat, noch ein Weilchen im Stadtbild zu sehen sein. Rund 200 Straßenbäume habe es allein im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erwischt, schätzt das Grünflächenamt laut Bezirkssprecherin. Eine genaue Bilanz soll Ende der Woche vorliegen.
„Bis Monatsende“ würden die Sicherungs- und Aufräumarbeiten wohl noch dauern, so die Sprecherin. Denn nicht nur die (personell eh auf dem Zahnfleisch kriechenden) Grünflächenämter, auch die „Fremdfirmen“, die im bezirklichen Auftrag Baumarbeiten ausführen, seien „voll ausgebucht“.
Dennoch sollte man sich nicht ungefragt selbst bedienen. „Jeder Baum ist Eigentum des Grundstückseigentümers“, erklärt ein Sprecher der Umweltverwaltung, Straßenbäume gehörten also den Bezirken. Wie die mit ihrem Totholz verfahren, sei unterschiedlich: Entweder die „Fremdfirma“ dürfe es mitnehmen und wie den Baumschnitt häckseln – dann wird aus den schönen Stämmen Rindenmulch für Wege und Beete oder Humus.
Oder der Bezirk hole das Holz selber ab, zum Beispiel für seine Kompostierungsanlage. Merke: In diesem ordentlichen Land ist auch die Nutzung eines zersägten Baumes Bestandteil eines Vertrages. Und: Holz ist auch in diesen postnatürlichen Zeiten ein Wert- oder Rohstoff, der bare Münze bringt.
PS: Auch keine gute Idee: in den Wald gehen. Laut Umweltverwaltung besteht dort bis auf Weiteres Lebensgefahr!
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