IEA hat Ökostrom jahrelang unterschätzt: Ignoriertes brennt länger
China wird zum Sonnenstaat, die Energieagentur IEA meldet Rekorde für Solarenergie. Das aber liegt auch an früheren Fehleinschätzungen.
Deren mögliche Leistung stieg allein im vergangenen Jahr noch einmal um die Hälfte auf weltweit 74 Gigawatt (GW) – so viel wie etwa 80 Atomkraftwerke. „Die Solarenergie geht voran in einem weiteren Rekordjahr für die Erneuerbaren“, schreibt die IEA.
Denn zwei von drei neuen Anlagen zur Stromerzeugung beziehen ihre Energie demnach aus Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse. Im vergangenen Jahr kamen weltweit insgesamt 165 GW Ökostrom ans Netz. Das ist fast so viel, wie alle Kraftwerke in Deutschland zusammen leisten können (202 GW). Auf Platz zwei ist der bisherige Tabellenführer Kohle abgerutscht. 2016 gab es 57 GW Kapazitäten durch neue, dreckige Kraftwerke, allerdings wurden auch 29 GW stillgelegt.
Gründe für den Boom sind Preisverfall und Politik – vor allem in China. Das Land baut 60 Prozent aller Solarpaneele und installiert jede zweite Solaranlage auf der Welt. Die billige Technik genießen alle: Auch in Indien, Mexiko oder Chile sind neue Solarprojekte billiger als Kohle. Ökostrom stehe vor einer „neuen Ära“, schreibt die IEA: Bis 2022 werde die Leistung der Erneuerbaren noch einmal um 43 Prozent wachsen. Dann soll insgesamt fast so viel Ökostrom erzeugt wie durch den Klimakiller Kohle. Größte Erneuerbare bleibt die Wasserkraft.
Warum lag die IEA so lange daneben? Niemand habe geahnt, dass dreckige Luft in China und schneller Klimawandel zu derart drastischen Änderungen in Politik und zu rasant sinkenden Preisen führen werde, sagt die IEA. Kritiker wie die Berliner Energy Watchgroup hatten immer wieder Lücken in den IEA-Berichten entdeckt: 2015 etwa gab es dreimal so viel Solaranlagen wie von der IEA vorhergesehen. Ihre Prognosen für Windkraft wurden sogar bereits 20 Jahre vorher erfüllt, Kohle, Öl und Atom lange überschätzt.
Nun betont IEA-Chef Fatih Birol, man habe aus den Fehlern gelernt. Das wird sich zeigen. Im aktuellen Bericht äußert sich die Behörde skeptisch zu E-Mobilen: 2022 würden sie nicht mehr als 1 Prozent des weltweiten Stroms verbrauchen. So ähnlich klangen die Fehleinschätzungen auch früher.
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