heute in bremen: „Ein Denkmal der Technik“
Oliver Ladeur, Jahrgang 1968, ist Sprecher von hanseWasser und Vorstandsmitglied im Verein Altes Pumpwerk.
taz: Herr Ladeur, was genau können sich Besucher*innen im Alten Pumpwerk angucken?
Oliver Ladeur: Man kann dort die Bremer Abwassergeschichte vom Mittelalter bis heute hin bestaunen. Das Besondere dabei ist, dass ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtentwässerung die Führungen leiten. Die „Abwasserveteranen“ berichten also aus erster Hand von ihren eigenen Erfahrungen. Weitere Highlights sind die originalen Pumpaggregate aus dem Jahr 1915 sowie ein stillgelegter Abwasserkanal.
Warum braucht man in Bremen für die Abwasserabfuhr Pumpwerke?
Da Bremen flach ist, muss das Abwasser zu den Kläranlagen gepumpt werden. Das Alte Pumpwerk in Findorff liegt an einem der tiefsten Punkte in Bremen, sodass das Abwasser nach hier hin abfließt. Danach muss es von dort aus in die Kläranlage Bremen-Seehausen weitergepumpt werden. Nach der Stilllegung im Jahr 1995 ist nur 100 Meter entfernt ein neues Werk errichtet worden.
Wie kam man auf die Idee, das Alte Pumpwerk zu einem Museum umzubauen?
Als das Pumpwerk aus Altersgründen zugemacht wurde, war die Finanzlage in Bremen angespannt. An die Ausgabe von Gebührengelder für Museen war gar nicht zu denken. Allerdings leistete das Pumpwerk bei den Behörden sehr gute Überzeugungsarbeit. Ein solch imposantes Bauwerk konnte man einfach nicht abreißen. Im Jahr 1997 gründete sich dann der Verein Altes Pumpwerk, welcher das stillgelegte Werk zu einem Museum entwickelt hat. So haben die Ehrenamtlichen es geschafft, dass Pumpwerk zu einem „Denkmal der Technik“ für die Öffentlichkeit aufzuarbeiten.
Warum war es so wichtig, dass das Alte Pumpwerk erhalten bleibt?
Führung im Alten Pumpwerk, Salzburger Straße 12, 28219 Bremen, 16-19 Uhr
Wir nehmen unseren Bildungsauftrag sehr ernst. Daher veranstalten wir Museumsrundgänge oder nehmen am Tag des Denkmals teil. Auch für Schulklassen bieten wir kostenlose Führungen an. Im Prinzip wollen wir die Abwasserentsorgung für die Menschen einfach „anfassbar“ machen. Und nicht nur das: Heute ist das Alte Pumpwerk ein beliebter Ort für kulturelle Veranstaltungen. In der alten Maschinenhalle können Jung und Alt Konzerte, Opern oder auch Kabarett erleben.
Interview Paulina Hemesath
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