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Wechsel in der „Freitag“-ChefredaktionDie neue alte Spitze

Beim „Freitag“ wird schon wieder umgebaut. Chefredakteur Christian Füller geht, Jakob Augstein kommt zurück. Dazu kommt ein taz-Zugang.

Doch wieder Chefredakteur: Jakob Augstein Foto: imago/Jürgen Heinrich

Berlin taz | Gerade einmal ein halbes Jahr nach dem letzten Wechsel an der Spitze des Freitag baut Verleger Jakob Augstein erneut um. Christian Füller, seit März alleiniger Chefredakteur, verlässt die linke Wochenzeitung kurz vor der Sechsmonatsmarke, wie der Verlag am Dienstagabend mitteilte. Augstein selbst wird wieder Chefredakteur, zusammen mit Jetzt-Vize Michael Angele und einem Neuzugang: Simone Schmollack, gegenwärtig Gender-Redakteurin und stellvertretende Leiterin des Inlands-Ressorts bei der taz.

Damit macht Augstein seine Entscheidung vom Frühjahr rückgängig, sich mehr auf seine Position als Verleger zurückziehen zu wollen. Warum Christian Füller nach relativ kurzer Zeit wieder geht, darüber halten sich bisher alle Beteiligten bedeckt; am Dienstag wollten sich weder Füller selbst noch Augstein äußern.

Füller verlasse die Zeitung „auf eigenen Wunsch“ heißt es in der Pressemitteilung der Freitag Mediengesellschaft. Augstein dankt Füller im Weiteren „für die wichtigen Impulse, die er dem Freitag unter seiner Führung gegeben hat“ und wünscht ihm „für seine neuen publizistischen Projekte viel Erfolg“. Das war's.

Aus der Redaktion heißt es, man habe Füller bereits am vergangenen Donnerstag intern verabschiedet. Füller hatte Mitte März dieses Jahres die alleinige Chefredakteurs-Position der linken Wochenzeitung übernommen. Zuvor hatten seine zwei Vorgänger ihren Rückzug erklärt: Philip Grassmann übernahm das familieneigene Programmkino Abaton in Hamburg, Jakob Augstein wollte sich auf seine Position als Verleger zurückziehen.

Neue Bundesländer und Genderthemen

Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung in der Freitag-Redaktion bereits stark beeinflusst durch die Entscheidung Augsteins, den umstrittenen Publizisten Jürgen Todenhöfer als Herausgeber einzusetzen. Diese hatte der Verleger im Dezember ohne Rücksprache mit der Redaktion getroffen.

Jürgen Todenhöfer gilt vielen als Populist, einige ehemalige Freitag-MitarbeiterInnen sehen ihn als Rechten. In der ersten Hälfte des Jahres haben deshalb mehrere RedakteurInnen den Freitag verlassen, unter anderem Vize-Chefredakteurin Katja Kullmann.

Die neue Chefredakteurin Schmollack soll sich vor allem um Geschichten aus den Neuen Bundesländern und um Genderthemen kümmern – und damit die Zeitung „für eine junge, linksliberale, weibliche Leserinnenschaft öffnen“, so Augstein. Seit Katja Kullmanns Abgang war die Freitag-Chefredaktion ohne Frau – ein Missstand, der durch den Zugang von Simone Schmollack aufgehoben wird.

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7 Kommentare

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  • Ich mochte die Beiträge von Simone Schmollack immer sehr gerne. Schade, dass sie jetzt beim Freitag ist. Dieses Blatt ist unter Todenhöfer nicht mehr ernst zu nehmen. Nur nachvollziehbar, dass Katja Kullmann gegangen ist.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Na hoffentlich tut Frau Schmollack was zur Reduzierung der Gender-Pay-Gap.

    23% Gehaltsunterschied von Frauen zu Männern im Journalismus - das gibt es in anderen Branchen nicht.

    Aber das kann sie vermutlich auch nicht nachprüfen, da Augstein und Angele ihr Gehalt bestimmt nicht offenlegen, oder?

     

    Ich würde mir allerdings als Nachfolgerin von Frau Schmollack bei der taz eine Frau* wünschen, die mehr von der so genannten Gendertheorie der leiblichen Einschreibungen von Macht und Herrschaft in individuelle Körper versteht und von der Theorie der Repräsentation und der Produktion von Identitäten auch schon mal etwas gehört hat (Michel Foucault, Jaques Derrida, Judith Butler etc.) und die nicht in einem Artikel zugeben muss, dass sie den intellektuellen Diskurs nicht versteht.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Höma Alter!

      Dat wär ja mal was ganz Neues - kerr!

       

      Dat is taz & kein Wunschkonzert - gell!

      Echt getzt mal - Foucault et al. & so!

      kurz - Träum weiter!

      In echt.

  • Ach nee, der Herr Füller geht. Er war noch nie der Brüller. Mal sehen, wo er eine weitere Gazette findet um seinem Kreuzzug gegen die Reformpädagogik fortzuführen. Ich denke da verschärft an "Emma".

  • Wurde auch Zeit.

    Der Abgang Füllers ist wärmstens zu begrüßen.

    Christian Füller war eindeutig die problematischste Personalie beim Freitag: Schon in der Taz warb er penetrant für Studiengebühren.

    Und im Zuge der Odenwaldschule-Affäre machte er die antiautoritäre Erziehung gerne für sexuellen Missbrauch verantwortlich (bei gleichzeitiger Ausblendung traditionell-autoritärer Strukturen mit ähnlichen Problemen: Canisius-Kolleg u.v.a.).

    Während Todenhöfer - ehemals rechter CDU-Hardliner - sich geradezu bemerkenswert progressiv entwckelt hat (v.a. in der Friedensfrage), steht Füller für den Marsch nach strammrechts.

    Für Füllers Anschlussverwendung tippe ich daher auf Tichy oder Broder.

  • Na dess paschd scho!

    Luurens all!;))

     

    "…Augstein selbst wird wieder Chefredakteur, zusammen mit Jetzt-Vize Michael Angele und einem Neuzugang:

    Simone Schmollack, gegenwärtig Gender-Redakteurin und stellvertretende Leiterin des Inlands-Ressorts bei der taz.…"

     

    Ja wie? Na si'cher dat!

    Laberdäsch zu Laberdäsch!

    Da mähtste nix.

    Normal.