: So tickt der faire Handel
Struktur Was die Siegel bedeuten, ein Who’s who samt Orientierung für den Einkauf
Eigentlich unfair: Der Begriff „fair“ ist gesetzlich nicht geschützt. Darum gibt es in Produktion und Handel eine Vielzahl von Kennzeichnungen und Labels, die auf Verbraucherseite mitunter schon für Verwirrung sorgen können. Ein kleiner Führer durch den Dschungel der Siegel und Zeichen.
Einheitliche Standards
Die Basisdefinition: Als „fair“ gelten Produkte, bei deren Herstellung die Menschen- und Arbeitsrechte der Produzent*innen gewahrt und die Umweltressourcen geschont werden. Dafür wurden einheitliche Standards (Fairtrade-Standards) definiert, deren Einhaltung überwacht wird. So müssen sich zum Beispiel in den Herstellerländern die Kleinproduzenten in Organisationen zusammenschließen, damit demokratische Teilhabe, Transparenz und Nichtdiskriminierung einzelner Mitglieder oder sozialer Gruppen sichergestellt sind. Größere Plantagen und Verarbeitungsfirmen sind verpflichtet, ihren Beschäftigten soziale Rechte und Sicherung zu bieten. Dazu zählen das Verbot von Kinderarbeit, Einhaltung der Arbeitsgesetze, gewerkschaftliche Organisationsfreiheit und Kollektivverträge, die Möglichkeit zur Weiterbildung, existenzsichernde Löhne.
Das wichtigste Bindeglied zwischen den bäuerlichen Produzenten vor Ort und den Endverbrauchern sind die „Fair-Handels-Importeure“. Die größte Importorganisation ist die Gepa, die mit mehr als 150 Genossenschaften in Afrika, Asien, Lateinamerika und auch in Europa zusammenarbeitet. Die Gepa-Produkte – Lebensmittel, Handwerksartikel, Textilien – werden mit eigenem Kennzeichen in Weltläden, vielen Supermärkten und Bioläden angeboten. Weitere Importorganisationen sind „El Puente – Partnerschaftlicher Welthandel“, die dwp eG Fairhandelsgenossenschaft mit Sitz in Ravensburg, BanaFair e. V. und die Globo Fair Trade Partner GmbH. Als Dachverband fungiert seit 2013 der Fair-Band Bundesverband für fairen Import und Vertrieb, dem sich über 30 kleine und mittlere Importeure und Handelsorganisationen angeschlossen haben. Darüber gibt es auf internationaler Ebene die World Fair Trade Organization (WFTO), die ebenfalls ein Label an Unternehmen vergibt, die alle Kriterien des fairen Handels erfüllen.
Kleine Siegelkunde
Für den Verbraucher schließlich sind die Produktsiegel am wichtigsten, kann er doch über sie im Ladenregal erkennen, ob er es mit einem fair hergestellten Produkt zu tun hat. Die häufigsten Siegel sind das schwarz-blau-grüne „Fairtrade“-Emblem des Vereins Trans-Fair (Fairtrade Deutschland), die grüne „Naturland Fair“-Kennzeichnung sowie die Label von „Ecocert“ und „fair for life“. Alle anerkannten Siegel arbeiten nach den international definierten Fair-Handels-Prinzipien. „Naturland“ kennzeichnet mit seinem Siegel seit sechs Jahren auch Produkte von deutschen Bauernhöfen, wenn sie „faire“ Kriterien erfüllen, darunter Milchprodukte und Backwaren. MR
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