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Kommentar hannoversche ManövernDie größte Verliererin

Andrea Scharpen
Kommentar von Andrea Scharpen

Elke Twesten soll mit einem „unmoralischen Angebot der CDU“ geprahlt haben. Falls ihr etwas versprochen wurde, wird sie es nun nie bekommen.

Da waren sie noch ein Team: Elke Twesten neben Ministerpräsident Stephan Weil Foto: dpa

A ls der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Freitag vor die Presse trat und davon sprach, dass er „einer Intrige nicht weichen“ werde, wirkte das, als wäre er einfach wütend, nicht nur auf die abtrünnige Elke Twesten, sondern auch auf seine Konkurrenten aus der CDU, die die Ex-Grüne aufgenommen und damit seine Regierung haben platzen lassen. Dafür, dass tatsächlich eine Intrige vorlag, gab es keine Belege – bis der Grüne Abgeordnete Helge Limburg (MdL) mit einer Erinnerung an die Presse ging.

Schon im Juni soll Twesten zu ihm gesagt haben, dass die CDU ihr ein „unmoralisches Angebot“ gemacht habe. Ganz davon abgesehen, dass es recht unbedacht war, damit hausieren zu gehen, zeigt der Satz, dass es eben doch möglich ist, was nicht möglich schien: dass die CDU nämlich aktiv versucht hat, Elke Twesten abzuwerben – mit einem Angebot, das sie nicht ablehnen konnte.

CDU-Fraktionschef Björn Thümler und Spitzenkandidat Bernd Althusmann weisen das bisher weit von sich. „Es hat zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form Angebote an Frau Twesten gegeben“, betont Thümler.

Aber warum macht Elke Twesten in Interviews immer noch ein Geheimnis um die Frage, wer auf wen zugegangen ist? Wenn sie selbst die Aktive gewesen ist, wäre es kein Problem, das auch zu sagen. War es allerdings entgegen aller Beteuerungen die CDU, die an die Grüne herangetreten ist, und hat diese ihrem jetzigen Neumitglied auch tatsächlich etwas für den Wechsel versprochen, wäre das nicht nur ein politischer Skandal – auch die CDU setzt ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel, kurz vor einer Wahl, die sie selbst angezettelt hat.

Größte Verliererin bleibt aber Elke Twesten. In der Pressekonferenz sprach sie davon, dass sie es sich vorstellen könne, für den Bundestag oder bei der Europawahl zu kandidieren. Doch selbst wenn ihr, der grünen Hinterbänklerin, ein Posten versprochen wurde, kann die CDU ihr diesen jetzt nicht mehr geben. Die Partei würde das Gesicht verlieren.

Was auch immer sich Twesten von diesem Schritt versprochen hat, das Gegenteil ist eingetreten. Zwar kennt jetzt jeder ihren Namen, der aber ist verbrannt. Sie bleibt die Abgeordnete, die aus egoistischen Motiven und persönlicher Kränkung eine Regierung gesprengt hat. Und daran ist sie selber schuld.

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3 Kommentare

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  • Kaufen und Gekauft werden:

    Es gehört auch die politische Kultur der Grünen überprüft:

    auf Käuflichkeit.

    Das bei der CDU auch Geldkoffer wandern ist schon bekannt.

  • @ Jau & mir -

    Kommen da wie hier

    Bei dem dämlich Dämchen

    Glatt. Die Tränchen!

     

    Vor Lachen & a weng - Wut.

    Nu. Tut auch mal ganz gut.

    Was ein dümmdämlich Garn.

    Was ein abgefeimter Schmarrn.

  • Danke für den guten, erhellenden Kommentar!

     

    Ich finde es bedauerlich, dass die gestandene und engagierte Politikerin Twesten sich nicht anders zu helfen weiß, als einen solchen Abgang mit größtmöglichem Tamtam hinzulegen. Im diesem Kommentar wie auch in den anderen Artikeln wird deutlich, dass Frau Twesten offenbar bei den Grünen zuletzt ohne gute Parteifreundschaften auskommen musste. Anders ist es nicht zu erklären, wie man sich so in die Ecke treiben lassen kann. Da ist wohl jeder gute Rat ausgeblieben.

     

    Das wirft aber auch ein Licht auf eine Schwäche bei den Grünen (nicht beschränkt auf Niedersachsen). Denn bei dem hier aufgezeigten Vorlauf an angesammelten Unmut auf beiden Seiten hätten es doch viele Grüne geben müssen, die genug Gespür besitzen, um die Brisanz in dieser politischen-menschlichen „Zwangslage“ zu erkennen, und genügend Verstand besitzen, um einen vernünftigen und halbwegs respektablen Ausstieg aus dem Dilemma in die Wege zu leiten.

     

    Wird man daraus Lehren ziehen für den parteiinternen Umgang miteinander?