KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER ÖLFÖRDERUNG IM WATTENMEER: Insel der Ökonomie
In einem Nationalpark darf kein Öl gefördert werden. Eigentlich. Und in einem Weltnaturerbe darf keine Nutzung von Ressourcen erfolgen. Auch eigentlich. Aber in der schnöden Realität stehen Tatsachen oft im Widerspruch zur reinen Lehre. So ist es auch im Fall der Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer.
Erdöl und Profite sprudeln dort noch für drei Jahrzehnte. Denn die Konzession für die Ölförderung wurde vorzeitig bis 2041 verlängert – vom Bergbauamt in Hannover gegen den Protest aller Umweltschutzverbände und gegen den Widerspruch der damaligen Kieler Landtagsopposition aus SPD, Grünen und SSW (plus der Linken), die inzwischen zwar in Schleswig-Holstein regiert, auf Mittelplate aber nichts zu melden hat.
Das Problem ist, dass der Nationalpark um bestehende wirtschaftliche Nutzungen herum errichtet wurde. Die Sandbank Mittelplate ist ebenso wie die Schifffahrtswege von Elbe und Weser eine ökonomische Enklave im Naturraum. Die Unesco hat das akzeptiert, als sie das Watt zum Weltnaturerbe erhob. Sonst wäre auch der ganze große Rest nicht geschützt worden.
Verhindert werden kann vermutlich nur die Ausweitung der Förderung, welche Betreiber RWE Dea beantragt hat. Das dürfte mit dem Nationalparkgesetz kollidieren. Für die Altnutzung aber gibt es seit 25 Jahren Bestandsschutz. So ist sie, die schnöde Realität.
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