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Mehr als 220.000 Kita-Plätze fehlen

STATISTIK Familienministerin Schröder will trotzdem am Rechtsanspruch auf Betreuungsplatz festhalten

BERLIN taz | Der Ausbau der Kinderbetreuung geht schleppender voran als gedacht. Derzeit fehlen noch 220.000 Betreuungsplätze für Kleinkinder, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Ab August 2013 gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auch für Ein- bis Dreijährige. Bis dann sollen 780.000 Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Ein kaum noch zu erreichendes Ziel, wie Karl Müller, Abteilungsleiter des Statistischen Bundesamts, vorrechnete: „Der Zuwachs muss binnen 18 Monaten stärker ausfallen als in den letzten vier Jahren insgesamt.“

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) bezeichnete die Zahlen als ernüchternd und forderte die Länder auf, die Diskrepanz zu den von ihnen gemachten Angaben zu erklären. Allerdings gab sie zu bedenken, dass seit der Datenerhebung des Bundesamts im März 2012 zusätzlich 260 Millionen Euro Bundesgelder bewilligt worden seien.

Die Betreuungssituation ist nicht im ganzen Bundesgebiet schlecht. In Ostdeutschland wird bereits gut die Hälfte der Ein- bis Dreijährigen außerfamiliär betreut. In Sachsen-Anhalt sind es sogar 57,5 Prozent – dreimal so viel wie in Nordrhein-Westfalen.

Unterschiede gibt es auch bei der gesetzlichen Ausgangslage: In Thüringen besteht bereits ab dem ersten Geburtstag des Kindes Anspruch auf Betreuung, in Sachsen-Anhalt sogar schon ab der Geburt.

Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, plädierte dafür, den Rechtsanspruch stufenweise erst auf die Zwei-, dann auf die Einjährigen auszuweiten. So würden keine falschen Erwartungen bei den Eltern geweckt.

Bundesfamilienministerin Schröder wies den Vorschlag prompt zurück: „Am Rechtsanspruch wird nicht gerüttelt.“ Dieser sei das stärkste Mittel, um den Kita-Ausbau zu beschleunigen. Die Länder hätten offensichtlich bisher geschlafen. Die Ministerin teilte außerdem mit, der Bund verhandle gerade mit den Ländern über weitere 580 Millionen Euro.

Eine positive Nachricht gab das Statistische Bundesamt auch bekannt: Die Betreuungsquote bei den Drei- bis Fünfjährigen sei in den vergangenen Jahren auf 93 Prozent gestiegen. Man könne fast von Vollversorgung sprechen. FRANZISKA HAACK

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